Partei-Chefchen

Der AZ-Politikchef Frank Müller über den gescheiterten Neustart der FDP.  
von  Frank Müller

Der AZ-Politikchef Frank Müller über den gescheiterten Neustart der FDP.

Das gab es in der deutschen Geschichte überhaupt noch nicht: einen Parteichef, der schon vor Amtsantritt den ersten Großkampf verliert. Tagelang wurde der deutschen Öffentlichkeit erklärt, warum der neue FDP-Chef unbedingt auch Wirtschaftsminister werden muss: Weil es für Philipp Rösler nämlich im undankbaren Amt des Gesundheitsministers keine Möglichkeit zur positiven Profilierung gibt.

Nur leider gab und gibt es schon einen Wirtschaftsminister: Rainer Brüderle, und der wollte einfach nicht weichen. Was ein Parteichef oder einer, der’s werden will, in dieser Sache leisten können muss, ist ein Machtwort. Doch dazu waren Rösler und seine neue U40-FDP schon beim Start nicht stark genug. So bleibt nun jeder, was er ist, und die FDP bekommt einen Chef, der eher ein Chefchen ist.

Schlimmer hätte es für die Liberalen kaum laufen können. Sie hat jetzt einen Wirtschaftsminister, den sie loswerden wollte, einen Außenminister, der nicht mehr fürs Parteiamt taugt, einen Entwicklungshilfeminister, dessen Posten sie noch im Wahlkampf abzuschaffen versprach. Und einen Gesundheitsminister, der gerne richtig groß rausgekommen wäre, aber nicht konnte. Bleibt noch die wackere Justizministerin, die sich der Partei als Alternative zu Rösler angeboten hatte – erfolglos.

Das ist kein geordnetes Parteileben mehr, das ist der Anfang vom Ende. Manche werden mit dieser FDP noch Mitleid empfinden. Aber auch das werden immer weniger.

 

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