Papst ruft zum Kampf gegen Antisemitismus auf
JERUSALEM - Diplomatisch heikler als der Besuch des Papstes in Israel kann eine Mission derzeit kaum sein. Nach Ankunft in Tel Aviv bezeichnete das Oberhaupt der katholischen Kirche Antisemitismus als «völlig inakzeptabel».
Begleitet von weltweit großen Erwartungen hat Papst Benedikt XVI. am Montag seinen fünftägigen Besuch in Israel begonnen. Benedikt wurde auf dem roten Ehrenteppich vom israelischen Präsidenten Schimon Peres und von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit einem «Willkommen im Heiligen Land» und militärischen Ehren empfangen.
«Ich sehe Ihren Besuch im Heiligen Land als eine wichtige spirituelle Reise im höchstem Auftrag: Eine Reise im Dienst des Friedens», sagte Peres. Diese solle dazu dienen, die Saat der Toleranz zu streuen und den Fanatismus samt seiner Wurzeln auszureißen. Peres erinnerte daran, dass Israel Frieden mit seinen arabischen Nachbarn Ägypten und Jordanien geschlossen habe und sich um eine umfassende regionale Friedenslösung bemühe.
Bei seiner Ankunft auf dem internationalen Flughafen bei Tel Aviv erinnerte das Oberhaupt der katholischen Kirche an das tragische Schicksal des jüdischen Volkes. Benedikt wies dabei auf die «fürchterlichen Folgen» von Ideologien hin, die die grundsätzliche Würde eines jeden Menschen verneinten. Er werde die Gelegenheit haben, der sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocausts zu gedenken «und zu beten, dass die Menschheit niemals mehr Zeuge eines Verbrechens dieser Größenordnung sein wird», sagte Benedikt. Er versprach, die Erinnerung an die von den Nazis ermordeten Juden in Ehren zu halten.
Der Pontifex rief zum weltweiten Kampf gegen Judenfeindlichkeit auf. «Traurigerweise erhebt der Antisemitismus in weiten Teilen der Welt weiterhin sein hässliches Haupt. Das ist völlig inakzeptabel. Jede Anstrengung muss unternommen werden, um den Antisemitismus zu bekämpfen, wo immer er auftritt», sagte Benedikt.
Papst kam aus Jordanien
Aber auch zum Nahostkonflikt nahm das Kirchenoberhaupt Stellung. Benedikt sagte während der Begrüßung, jeder mögliche Weg auf der Suche nach einer gerechten Lösung für die ungelösten Probleme im Nahen Osten solle verfolgt werden, «damit beide Völker in Frieden in ihrem jeweiligen Heimatland innerhalb sicherer und international anerkannter Grenzen leben können». Benedikt reiste aus Jordanien nach Israel. Kurz vor seiner Abreise von Amman am Montag rief er Christen und Muslime zu Toleranz auf. Der Besuch in der größten jordanischen Moschee war bislang einer der Höhepunkte seiner Nahostreise. Die israelischen Medien sprechen von einem historischen Versöhnungsbesuch des Papstes. In einer ganzseitigen Anzeige der jüdischen Anti-Defamation League in der auflagenstärksten israelischen Zeitung «Jediot Achronot» heißt es, Benedikt setze sich klar für eine Versöhnung mit Israel und den Juden ein. «Benedikt XVI. hat die eindeutige Position der katholischen Kirche gegen Antisemitismus und das Leugnen des Holocaust bekräftigt», heißt es weiter. Die US-Organisation kämpft gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Juden sowie gegen Anti-Semitismus. (dpa/AP)