Papst Benedikt nimmt Mixas Rücktritt an
ROM/ AUGSBURG - Der Rücktritt des umstrittenen Augsburger Bischofs Walter Mixa ist besiegelt. Papst Benedikt XVI. nahm am Samstag wie erwartet das Rücktrittsgesuch des 69-Jährigen an. Über Mixas Zukunft könne „erst nach Prüfung und Klärung der gegen ihn in letzter Zeit erhobenen Anschuldigungen" entschieden werden, äußerte sich der Augsburger Generalvikar Karlheinz Knebel.
Diese Entscheidung des Kirchenoberhauptes war bereits erwartet worden: Papst Benedikt XVI. hat den von Augsburgs Bischof Walter Mixa angebotenen Rücktritt angenommen. Nach wochenlanger Kritik und Gewaltvorwürfen früherer Heimkinder hatte Mixa am 21. April dem Vatikan seinen Rücktritt angeboten.
Am Freitag war außerdem bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Vorermittlungen wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen Mixa eingeleitet hat. Ein Bischof kann seinen Rücktritt nur anbieten, der Papst muss dem Schritt zustimmen.
Mixa hatte sein Rücktrittsgesuch an den Papst bereits am 21. April unterzeichnet. Er war wegen wegen Prügel- und Untreuevorwürfen unter Druck geraten. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass es gegen den Bischof auch einen Missbrauchsverdacht gibt.
Relativ rasche Handeln des Papstes
Papst Benedikt hatte am 29. April mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Vatikan über den Fall Mixa beraten. Für diese Privataudienz nach Rom wurde Zollitsch begleitet von dem Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz, Erzbischof Reinhard Marx, und dem Augsburger Weihbischof Anton Losinger. Diese Begegnung, die vor dem Bekanntwerden neuer Vorwürfe gegen Mixa angesetzt war, dürfte den Grundstein für die Annahme des Gesuchs gelegt haben. Damit hat Benedikt vergleichsweise rasch gehandelt – in der Vertuschungsaffäre des irischen Missbrauchsskandals dauerte es teilweise Monate, bis der Papst Rücktrittsgesuche schließlich annahm.
Der Augsburger Generalvikar Karlheinz Knebel erläuterte, die Diözese habe über die jüngsten Vorwürfe gegen den Bischof die Generalstaatsanwaltschaft in München informiert. Damit habe das Bistum, in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2002, „die Verantwortung übernommen, gehandelt und einen Verdachtsfall ohne Ansehen der Person zur Anzeige gebracht“. Die Diözese folge damit dem Anspruch der deutschen Bischöfe nach Transparenz und Wahrheit. Zugleich rief Knebel Gläubige, Priester und alle Mitarbeiter auf, „in dieser schwierigen Zeit“ die Einheit der Kirche zu wahren. „Wir sind an einem Neuanfang, den wir gemeinsam versuchen müssen“, betonte er.
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sprach mit Blick auf den Fall Mixa von einem „bedrückenden Vorgang“. Es sei „eine schmerzhafte Angelegenheit, einen Mitbruder auf diese Weise zu verlieren“. Er bedauere es, dass mit Mixa ein Mitglied aus der bayerischen Bischofskonferenz ausscheide, „das viele gute Impulse“ eingebracht habe. Er habe allerdings Respekt für Mixas Entscheidung und verstehe auch den Papst, der das Rücktrittsgesuch angenommen habe.
Die Krise, in die die Kirche hineingeraten sei, müsse in aller Offenheit gelöst werden, forderte Hofmann. Von den staatlichen Ermittlungsbehörden erhoffe er sich eine Klärung der Anschuldigungen gegen Mixa. Für den Bischof erbitte er „in dieser schwierigen Lebenslage Gottes Beistand“.
Suche nach einem Nachfolger beginnt
Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ zeigte sich erleichtert über die Entscheidung des Papstes. Um den „durch das lange Taktieren von Bischof Mixa“ entstandenen Ansehens- und Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche nicht noch zu vergrößern, müssten alle Vorwürfe umfassend und möglichst schnell aufgeklärt werden. Dabei dürfe es keinen „Bischofs-Bonus“ geben.
Mit der Annahme von Mixas Rücktrittsgesuchs beginnt eine langwierige Suche nach einem Nachfolger, die sich über viele Monate hinziehen kann. Während dieser sogenannten Sedisvakanz – der Zeit ohne Bischof – führt ein Diözesanadministrator das Bistum. Dieser wird vom Domkapitel, einem leitenden Gremium von Geistlichen in der Diözese, gewählt. Es sollte laut Knebel noch am Samstag zusammenkommen. Als möglicher Kandidat für den Posten gilt der Augsburger Weihbischof Anton Losinger.
(dpa/ ddp)