Oslo-Attentäter: weitere Morde geplant
Neueste Meldungen bringen es ans Tageslicht - der Terrorist von Oslo wollte noch weiteren Menschen das Leben nehmen. Während seiner Tat stand er unter Drogeneinfluss.
Oslo - Eine Woche ist seit den Anschlägen in Norwegen vergangen. Angehörige trugen die ersten der 76 Opfer zu Grabe. Der Attentäter hatte wohl noch weitere Mordpläne - bei seinem Verbrechen stand er unter Drogen.
Der Attentäter von Oslo hatte nach Angaben seines Anwalts bei den Anschlägen vor einer Woche weitere Terrorziele im Visier. Verteidiger Geir Lippestad sagte der Zeitung "Aftenposten", der 32-jährige Anders Behring Breivik habe am vergangenen Freitag "noch mehrere Pläne in unterschiedlicher Größenordnung" gehabt. Außer der Bombe im Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt und dem Massaker auf der Insel Utøya habe Breivik beabsichtigt, zwei weitere Gebäude "zu bombardieren".
Angehörige nahmen Abschied von den ersten beiden der 76 Opfer, während die Polizei den Täter erneut verhörte. Der geständige Breivik wurde unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in einem schwarzen Jeep hinter abgedunkelten Fenstern von der Haftanstalt Ila nach Oslo gebracht. In der dortigen Polizeizentrale wurde er zum zweiten Mal ausführlich von Ermittlern verhört.
Polizeisprecher Pål Hjort Kraby bezeichnete den geständigen Attentäter als weiter "ausgesprochen ruhig". Kraby sagte: "Er ist mehr als willig, alles zu erklären." Zwei norwegische Rechtspsychiater sollen Breivik auf seine Zurechnungsfähigkeit untersuchen und bis 1. November ihr Gutachten vorlegen.
Ein Polizeisprecher gab weiter an, dass bei dem zweiten Verhör des 32-Jährigen im Tagesverlauf keine neuen Angaben zu erwarten seien. Die Ermittler würden lediglich das Protokoll des ersten Verhörs nach der Festnahme durchgehen.
Nach Angaben seines Verteidigers wollte der rechtsradikale Breivik vor einer Woche noch weitere Terroranschläge ausführen, verspätete sich aber aus nicht bekannten Gründen. Anwalt Lippestad sagte "Aftenposten", die Pläne seien "genau so konkret" gewesen wie die beiden vollendeten Anschläge. Der Verteidiger teilte mit, dass Breivik vor seinen Anschlägen unter Drogeneinfluss gestanden habe: "Er nahm Drogen, um das zu schaffen, was er dann getan hat."
Der Attentäter hatte am vergangenen Freitag um 15.26 Uhr direkt vor dem Osloer Regierungs-Hochhaus eine Autobombe detonieren lassen, durch die acht Menschen starben. Zwei Stunden später begann er auf der 40 Kilometer entfernten Insel Utøya mit einem Massaker an Teilnehmern eines sozialdemokratischen Jugendlagers. Er tötete dort bis zu seiner Festnahme 68 Menschen.
Bei einer Trauerfeier in der Zentrale seiner sozialdemokratischen Arbeiterpartei sagte Ministerpräsident Jens Stoltenberg: "Vor genau einer Woche hat das Böse Norwegen getroffen." Er sagte über die Reaktion der Bevölkerung: "Eine ganze Nation und ein politisch geeintes Norwegen antworten auf die Angriffe, in dem sie eine Welle an Demokratie und Engagement schaffen."
Die 18 Jahre alte Norwegerin Bano Rashid und der 19- jährige Ismail Haji Ahmed wurden als erste Opfer des Massakers beerdigt. Ministerpräsident Stoltenberg besuchte genau eine Woche nach den Anschlägen eine Trauerfeier von Norwegens Islamischer Gemeinde in einer Osloer Moschee.
Der Attentäter hatte das Massaker und die Bombe im Osloer Regierungsbezirk mit seinem Hass auf die Sozialdemokraten und ihre Offenheit für die Zuwanderung aus islamischen Ländern begründet.
Erstmals gab ein britischer Rechtsextremist zu, Verbindungen zu Breivik gehabt zu haben. Ein früherer Aktivist der extrem rechten Gruppierung British Defence League sagte der Zeitung "The Times", seine strikte Anti-Muslim-Ideologie habe Breivik möglicherweise inspiriert. Sollte dies so gewesen, tue ihm das leid.
Bei dem Begräbnis für Bano Rashid in der Ortschaft Nesodden südlich von Oslo hielt Norwegens sozialdemokratischer Außenminister Jonas Gahr Støre eine der Traueransprachen. Er hob das politische Engagement der Tochter einer kurdischen Zuwandererfamilie aus dem Irak in der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Partei hervor.
Rashid war Kandidatin für die Arbeiterpartei bei den Mitte September anstehenden Kommunalwahlen. Sie hatte sich mit etwa 600 anderen Jugendlichen am jährlichen AUF-Sommerlager auf der Fjordinsel Utøya beteiligt, das Breivik mit einem Schnellfeuergewehr und einer Pistole stürmte.
Der am selben Tag in der Stadt Hamar nördlich von Oslo beerdigte Ismail Haji Ahmed war in Norwegen als Teilnehmer des TV-Wettbewerbes "Norske Talenter" bekanntgeworden. Beide Opfer waren mit Geschwistern zu dem sozialdemokratischen Sommerlager gekommen, die das Massaker überlebten. Nach tagelangen Spekulationen über mögliche weitere Opfer erklärte die Polizei, dass niemand mehr vermisst werde.
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