Organvergabe: Privatpatienten bevorzugt?
Wie eine Tabelle des Grünen-Gesundheitsexperten Harald Terpe aufzeigt, werden Privatversicherte bei der Vergabe von Spenderorganen leicht bevorzugt.
Berlin - Privatversicherte werden nach einer Berechnung der Grünen bei der Vergabe von Spenderorganen leicht bevorzugt. Demnach lag der Anteil der Privatversicherten an allen Transplantationen zuletzt höher als ihr Anteil auf der Warteliste.
Eine entsprechende Tabelle des Grünen-Gesundheitsexperten Harald Terpe auf Grundlage von Zahlen der Organ-Vermittlungsstelle Eurotransplant lag am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa vor. Die "Frankfurter Rundschau" (Dienstag) hatte zuerst darüber berichtet.
So seien derzeit 9,7 Prozent aller Patienten, die auf eine Leber warteten, privat versichert - der Anteil der Privatversicherten an den mit einer Leber versorgten Patienten habe nach den jüngsten Zahlen 2011 aber bei 13,1 Prozent gelegen. Es waren 146 Privat- und 970 Kassenpatienten.
Ähnlich sei es bei der Vergabe von Herzen (9,5 Prozent auf der Warteliste im Vergleich zu 11 Prozent der Transplantationen), Lungen (6,9 zu 9,5) und Bauspeicheldrüsen (2,6 zu 4,0). Bei Nieren fällt der Unterschied deutlich geringer aus. Hier sind 6,2 Prozent der Patienten auf der Wartelisten privatversichert, 6,8 Prozent der Transplantierten waren Privatpatienten.
Auch beim sogenannten beschleunigten Verfahren, bei dem die Transplantationszentren Patienten selbst auswählen dürfen, habe der Anteil der Privatversicherten höher gelegen als auf der Warteliste. Terpe forderte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) auf, dies so schnell wie möglich aufzuklären. "Die Menschen müssen dem Organspende-System vertrauen können und das Gefühl haben, dass es gerecht zugeht."
Privatpatienten könnten für Kliniken attraktiver sein, weil etwa Zuschläge für Chefarztbehandlung gezahlt werden. Doch ob dies die Erklärung ist, ist nach Terpes Worten unklar.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), griff die Grünen scharf an. Die fraktionsübergreifend angestrebte bessere Kontrolle und Transparenz sei bitter nötig. "Aber langsam müssen sich die Grünen bei ihrem Feldzug gegen die Organspende die Frage gefallen lassen, ob sie durch bewusste Panikmache im Wochenrhythmus nicht Menschenleben gefährden." Verunsicherung führe zu weniger Spenden.
Der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, forderte, "diese offensichtliche Benachteiligung von gesetzlich Versicherten aufzuklären".
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