Olympia: China lässt deutsche Fabriken schließen
Peking (dpa) - Die Austragung der Olympischen Spiele in einem Monat in Peking wirkt sich zunehmend auf die Geschäfte deutscher Unternehmen in China aus. Mehrere deutsche Firmen sollen einem Bericht zufolge wegen der Olympischen Spiele vorübergehend ihre Fabriken nahe Peking schließen.
Nach Informationen des «Handelsblatt» vom Mittwoch wurden die Firmen aus Langfang bei Peking aufgefordert, ihre Produktion vom 15. Juli bis Ende September einzustellen. Die Behörden versuchen, mit den Maßnahmen gegen die verheerende Luftverschmutzung in der Olympiastadt anzukämpfen.
Der Präsident der europäischen Handelskammer in Peking, Jörg Wuttke, bestätigte die Angaben gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa. Ob noch weitere deutsche Unternehmen an anderen Standorten betroffen sind, sei ihm nicht bekannt. Man könne das aber nicht ausschließen. Örtliche Behördenmitarbeiter wollten den Bericht zunächst dagegen nicht bestätigen.
Auf einer Stilllegungsliste, die auch der dpa vorliegt, stehen mehr als 80 Unternehmen, unter anderem auch aus den USA oder Südkorea. Aus Deutschland sind die Lack- und Farbenfabrik Wörwag, der Baumaschinenspezialist Wirtgen, die BYK Chemie aus Wesel, die Bergbautechnikfirma DBT aus Wuppertal sowie der Maschinenbauer GEA aufgeführt. Die Firmen wollen mit juristischer und politischer Hilfe gegen die chinesischen Behörden vorgehen, berichtete das «Handelsblatt» (Donnerstag) aus Unternehmenskreisen. Vor Ort seien Anwälte und die deutsche Botschaft eingeschaltet. Inzwischen beschäftige sich zudem das Auswärtige Amt mit dem Vorgang.
Neben möglichen Klagen suchen die Firmen nach Wegen einer gütlichen Einigung mit den Behörden. So sei der Hess Maschinenfabrik aus Burbach inzwischen die Streichung von der Stilllegungsliste gelungen. Die Manager hätten nachweisen können, dass ihre Produktion die Umwelt kaum belaste. Auch der Maschinenbauer GEA geht nach Angaben eines Sprechers derzeit davon aus, weiterproduzieren zu können.
In- und ausländische Unternehmen in China haben einen Monat vor Beginn der Olympischen Spiel ohnehin mit den erhöhten Sicherheitsvorkehrungen zu kämpfen. Unter anderem wurde die Visavergabe deutlich verschärft. Außerdem gelten Einschränkungen für Gefahrgütertransporte und weitreichende Fahrverbote in Peking, die ab dem 20. Juli komplett in Kraft treten sollen und viele Unternehmen vor logistische Probleme stellen.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte am Dienstag bei einem Treffen Peking für seine «herausragenden» Vorbereitungen auf das Sportereignis gelobt, als eine der wenigen offenen Fragen jedoch die Luftverschmutzung genannt. Der IOC-Koordinator für die Spiele, Hein Verbrüggen, erklärte, Peking setze einen «goldenen Standard» für die Zukunft, aber «eine sehr kleine Anzahl offener Fragen bleibt.» Dazu gehöre, wie sich die ergriffenen Maßnahmen auf die Luftqualität in Peking auswirken werden.