Oldenburg kämpft gegen das Hochwasser: Ausgerechnet Wasser soll dabei helfen

München - Fällt die Grünkohlsaison ins Wasser? Das fragt sich die ortsansässige Lokalzeitung am Donnerstag im niedersächsischen Oldenburg. Denn auch dem traditionsreichen Restaurant Bümmersteder Krug droht die Überflutung. Jährlich liefert das Restaurant den Grünkohl für das "Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten" bei dem eine hochrangige Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft oder Kultur zum Grünkohlkönig gewählt wird nach Berlin – amtierender König ist Finanzminister Christian Lindner (FDP).
Doch die Betreiber des Restaurants geben fürs Erste Entwarnung. Die Grünkohlsaison soll stattfinden und der nächste König am 13. Februar gekürt werden. Dass Oldenburg nicht untergeht und die Dämme halten, dafür sorgt die Stadt seit Tagen – etwa durch den Aufbau mobiler Deiche.
Hochwasser in Oldenburg: Kaum Menschen sind unterwegs
Die zwei Hauptstraßen aus Oldenburg heraus seien mittlerweile gesperrt, sagt AZ-Redakteurin Martina Scheffler, die sich gerade dort aufhält. Neben sehr vielen Arbeitern von sämtlichen Feuerwehren und dem Technischen Hilfswerk sei deshalb auch kaum jemand auf der Straße. Nur wenige Menschen stehen in kleinen Grüppchen beisammen, und unterhalten sich über das Thema, das dieser Tage Oldenburg und ganz Niedersachsen bestimmt: der Dauerregen und das steigende Hochwasser.
Im Parkfriedhof Bümmerstede stand den Gräbern bereits das Wasser bis zu den Gedenksteinen. Der Friedhof wurde von den Arbeitern bereits kontrolliert geflutet, um angrenzende Gebiete zu entlasten. Anders als auf anderen Friedhöfen fürchtet man hier nicht nur das steigende Grundwasser, das die Gräber ausheben könnte, sondern dass der Friedhof tatsächlich komplett überflutet wird.

Oldenburg dreht einfach den Spieß um – Hilfe auch aus Bayern
Rote Tonnen gefüllt mit Wasser, wovon gerade genügend in Oldenburg vorhanden ist, bilden einen Deich und sollen den Friedhof vor den Fluten schützen. Die Stadt dreht damit den Spieß um: "Wir machen uns jetzt das Hochwasser zunutze und versuchen es, im Falle eines möglichen Deichbruchs mit seinen eigenen Waffen zu schlagen", sagt Stadträtin Dagmar Sachse. Beisetzungen sind derzeit auf dem Friedhof nicht möglich – und auch nicht mehr alle Wege zugänglich.
Auch die Sandkruger Straße wird von einem mobilen Deich geschützt. An der westlichen Seite von Sandbarrieren, an der östlichen von weißen, schräg ausgestellten Platten – die aus Bayern kommen: Die Augsburger Freiwilligen Feuerwehren haben sie zur Verfügung gestellt.
Kinder spielen in den Deichen
Das Betretungsverbot für Deiche wurde zum zweiten Mal verlängert – es soll nun vorerst bis 15. Januar bestehen bleiben. Doch, so meldet die Stadt, es gibt auch in Oldenburg Katastrophentourismus. Und so laufen, dem Ernst der Lage zum Trotz, Eltern mit ihren Kindern in den gesperrten Gebieten herum. Ein gefährdeter, mit Sandsäcken gesicherter Deich an der Hunte in Sandkrug wird wegen der Schaulustigen nun dauerhaft videoüberwacht.
Der Bümmersteder Krug wird indes von braunen Sandsäcken geschützt, am Donnerstag stand ein Lastwagen mit neuen Säcken vor dem Restaurant. "Wir sind optimistisch und hoffen auf das Beste!", schreibt das Restaurant auf seiner Facebook-Seite.