Offene Feldschlacht bei den Liberalen

Druck von außen, aber vorallem auch von innen: Die miesen Umfragen führen zu Chaos in der FDP. Die neue Devise: Jeder gegen jeden, es werden immer neue Schuldige für die schlechten Werte gesucht.
von  Abendzeitung
Parteichef Guido Westerwelle
Parteichef Guido Westerwelle © dpa

BERLIN - Druck von außen, aber vorallem auch von innen: Die miesen Umfragen führen zu Chaos in der FDP. Die neue Devise: Jeder gegen jeden, es werden immer neue Schuldige für die schlechten Werte gesucht.

Der Parteichef in der Wüste – viele FDP-Mitglieder konnten den Pfingst-Bildern vom im Nahen Osten weilenden Guido Westerwelle durchaus etwas abgewinnen. Jetzt ist Westerwelle zwar wieder zurück in Berlin. Doch der Führungskrach bei den Liberalen im Zeichen immer mieser werdender Umfragen geht ohne Pause weiter. Jeder gegen jeden, heißt die Devise.

Der Berliner FDP-Landeschef Christoph Meyer nahm Westerwelle direkt ins Visier. Dessen Umgang mit der Krise der Partei reiche nicht aus, sagte Meyer im „Tagesspiegel“. Meyers Warnschuss: „Ich gehe davon aus, dass die Parteigremien diese Situation schonungslos analysieren.“ Schon am Pfingstwochenende hatte sich Westerwelles Vorgänger Wolfgang Gerhardt mit offener Kritik am Nachfolger zu Wort gemeldet. Dieser müsse „Markenpflege durch Selbstvertrauen, Klarheit und Bescheidenheit“ betreiben.

Von diesen Qualitäten ist in der ganzen Partei immer weniger zu sehen. Stattdessen regiert die offene Feldschlacht: FDP-Vorstandsmitglied Wolfgang Kubicki startete einen seiner berüchtigten Querschläge und machte die Bundestagsfraktion fürs schlechte Renomee verantwortlich: „Das Problem der FDP heißt nicht Guido Westerwelle, sondern Birgit Homburger, die Fraktionschefin im Bundestag.“

Andere Schuldige macht der Nachwuchs aus: Der Chef der Jungliberalen, Lasse Becker, meinte, es liege an Westerwelles Stellvertretern. Von denen müsse man „künftig einen anderen Auftritt erwarten“. FDP-Vizechefs sind Rainer Brüderle, Cornelia Pieper und Andreas Pinkwart.

Eher unfreiwillig komisch wirkte da die Replik von FDP-Generalsekretär Christian Lindner: „Die FDP wird im Team geführt“, sagte er zur Kritik von allen Seiten. Lindner: „Einzelaktionen bringen uns einem Ergebnis für die FDP nicht näher.“

Gleichzeitig gerät die Partei auch von außen unter Druck. Die Grünen forderten die FDP noch einmal auf, sich doch noch für eine Ampelregierung in Nordrhein-Westfalen zu entscheiden. Grünen-Chef Cem Özdemir: „Ich warte jetzt nicht jede Minute auf den Anruf der FDP, aber es ist eine klare Ansage: An uns scheitert es nicht, eine große Koalition zu verhindern oder gar Neuwahlen.“ mue

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