Österreich will Al-Qaeda nicht nachgeben

Das Schicksal der zwei österreichischen Urlauber, die in Tunesien entführt wurden, ist nach wie vor ungewiss. Ein Ultimatum der Entführer läuft, aber Österreich will nicht darauf eingehen.
von  Abendzeitung
Bundeskanzler Gusenbauer verurteilte die Geiselnahme
Bundeskanzler Gusenbauer verurteilte die Geiselnahme © AP

Das Schicksal der zwei österreichischen Urlauber, die in Tunesien entführt wurden, ist nach wie vor ungewiss. Ein Ultimatum der Entführer läuft, aber Österreich will nicht darauf eingehen.

Der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat die Entführung eines österreichischen Touristenpaares durch Mitglieder der Terrororganisation Al-Qaeda als «massiven Unrechtsakt gegen Österreich» verurteilt und ein Ultimatum der Entführer zurückgewiesen. Das berichtet die Nachrichtenagentur APA. Am Rande des EU-Gipfels in Brüssel sagte Gusenbauer am Freitag, Österreich habe «nicht vor, auf die Forderungen der Entführer einzugehen». Das liege nicht in der Kompetenz der Regierung.

Die beiden aus Hallein bei Salzburg stammenden Wolfgang Ebner, 51, und die 43-jährige Andrea Kloiber werden seit dem am 18. Februar in Südtunesien vermisst. Eine Sektion von Al-Qaeda in Nordafrika hatte sich zu der Entführung bekannt und die beiden über Algerien möglicherweise bis nach Mali verschleppt. Der Mann und die Frau würden freikommen, wenn alle in Tunesien und Algerien inhaftierten Mitglieder der «Al Qaeda im Islamischen Nordafrika» freigelassen würden, hieß es in einer am Donnerstagabend im Internet veröffentlichten Erklärung.

Ultimatum läuft

«Österreich ist verantwortlich für das Leben der beiden Geiseln, falls diese Frist ausläuft und unsere Forderungen nicht erfüllt werden», hieß es. «Sie sind an der Sicherheit Ihrer Bürger interessiert. Wir sind auch interessiert an der Freilassung unserer Brüder, die in tunesischen und algerischen Gefängnissen unter verschiedenen Arten brutaler Folter leiden.»

Den österreichischen Behörden wurde eine Frist von drei Tagen gesetzt, um die Erfüllung dieser Forderung herbeizuführen. Der Erklärung waren auch sechs Fotos von den Österreichern beigefügt. Die auf den Fotos dargestellte Frau trägt ein blaues Kopftuch, ihr Gesicht ist verdeckt. Beide Geiseln tragen traditionelle arabische Kleidung. Sie werden auf den Fotos von teilweise vermummten Männern bewacht, die mit Granatwerfern bewaffnet sind. Die Familien des im Februar entführten Mannes und seiner Begleiterin wurden aufgerufen, ihre Regierung entsprechend unter Druck zu setzen. Der Sprecher des Außenministeriums in Wien, Peter Launsky- Tieffenthal, bestätigte am Donnerstagabend, dass die Entführer mit der Regierung in Wien Kontakt aufgenommen hätten. Allerdings hätten sie «Forderungen gestellt, deren Erfüllung nicht in unseren Händen liegt.» Das Außenministerium sei mit dem betreffenden Regierungen in Nordafrika in Verbindung, um die Freilassung der beiden Österreicher zu erreichen.

Experte: Entfüher wollen nur das Lösegeld

Der deutsche Terrorismusexperte Guido Steinberg vertrat am Freitag im ORF-Rundfunk die Ansicht, dass die Entführer hauptsächlich auf Lösegeld aus seien. Die am Donnerstagabend bekanntgewordenen Forderungen dienten wohl lediglich dem Zweck, den Druck auf die österreichische Regierung zu erhöhen.

Nach Angaben des Wiener Außenministeriums waren die beiden Urlauber mit einem Geländewagen mit österreichischem Kennzeichen unterwegs und hatten sich zuletzt telefonisch aus dem Ort Matmata im Süden des Landes gemeldet. In einer vom arabischen Sender Al Dschasira ausgestrahlten Audiobotschaft hatte ein Mann, der sich als Sprecher der Al Kaida ausgab, erklärt, die Urlauber seien am 22. Februar entführt worden. (nz/dpa/AP)

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