Österreich: Fischer bleibt Bundespräsident

WIEN - Wie erwartet bleibt Heinz Fischer für die nächsten sechs Jahre Bundespräsident in Österreich. Eine Niederlage musste die rechtsgerichtete Kandidatin Barbara Rosenkranz hinnehmen. Die FPÖ macht dafür eine "Hexenjagd" verantwortlich.
Der von den Sozialdemokraten unterstützte Heinz Fischer (71) verteidigte am Sonntag mit 78,7 Prozent der Stimmen klar sein Amt in der Wiener Hofburg.
Nach einer Reihe von Wahlerfolgen mussten die Rechten in Österreich einen Rückschlag verschmerzen: Zehnfach-Mutter Barbara Rosenkranz von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) blieb mit 15,5 Prozent deutlich unter den Erwartungen der Partei. Zu Beginn des Wahlkampfes hatte ihr Parteichef Heinz-Christian Strache noch rund 35 Prozent als Wahlziel genannt. Schuld an dem schlechten Ergebnis ist für die FPÖ eine Kampagne gleichgeschalteter Medien: „Wir haben eine Hexenjagd erlebt“, sagte Strache in einer ersten Reaktion.
Der dritte Kandidat, Rudolf Gehring von der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ), war mit 5,8 Prozent klarer Außenseiter. Er war im Wahlkampf mit erzkonservativen Ansichten wie Frauen zurück an den Herd aufgefallen und hatte Homosexualität als „Verirrung“ bezeichnet.
Ein Wermutstropfen für Sieger Fischer war am Sonntag das extrem niedrige Interesse: Mit rund 52 Prozent sank die Wahlbeteiligung auf einen historischen Tiefstand. Bei der Bundespräsidentenwahl 2004 kamen noch rund 72 Prozent der Bürger zu den Urnen, damals gab es aber im Bundesland Tirol noch eine Wahlpflicht. 7 bis 8 Prozent der abgegebenen Stimmen sind nach den Hochrechnungen ungültig.
Gründe für das niedrige Interesse sind neben dem sonnigen Frühsommerwetter vor allem ein inhaltsarmer Wahlkampf und ein fehlender Kandidat der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP), die das Alpenland gemeinsam mit der SPÖ in großer Koalition regiert. Sie hatte im Vorfeld wegen des so gut wie sicheren Sieges von Fischer darauf verzichtet, einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken. Einige ÖVP-Politiker kündigten an, „weiß“ – sprich ungültig - wählen zu wollen und wurden dafür scharf kritisiert. (dpa)