Obamas erster Sieg - in München

88 Prozent wählen den Präsidenten bei der „Election Night“ im Amerikahaus. US-Junk-Food und bayerische Gelassenheit mischen sich zu gedämpfter Partylaune.  
Matthias Maus |
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US-Wahlparty im Amerika Haus in München - die Bilder.
dpa 5 US-Wahlparty im Amerika Haus in München - die Bilder.
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88 Prozent wählen den Präsidenten bei der „Election Night“ im Amerikahaus. US-Junk-Food und bayerische Gelassenheit mischen sich zu gedämpfter Partylaune

München - Am Ende gibt’s dann doch mal ein paar Knaller. Um 5 Uhr 21 fallen die roten, weißen und blauen Luftballons von der Atriumdecke. Und die härtesten der harten US-Wahl-Fans im Amerikahaus haben ihren finalen Spaß. Obama hat gewonnen, und dann Luftballons platzen lassen – herrlich, das hat was.

„Super“, sagt Eberhard Sinner, der ehemalige Staatskanzleichef, zum Ergebnis. Der CSU-Mann ist bekennender Obama-Fan. Er gehört zu denen, die ausgehalten haben bis zum frühen Morgen in der zugigen Atmosphäre am Karolinenplatz. Hinter ihm und 1000 geladenen Gästen liegt eine wechselvolle Veranstaltung mit Anlaufschwierigkeiten. München feiert eigenwillig.

Acht Stunden zuvor steht die Schlange raus bis zur Barer Straße. Die Sicherheitskontrollen erinnern mehr an das Ritual vor dem realen Flug in die USA als ans Vorspiel zur Party. Wie bei jeder Wahl hatte das Bayerisch-Amerikanische Zentrum zur „Election Night“ geladen. Und nur wenige dürfen die VIP-Abkürzung nehmen wie der neue US-Konsul Bill Moeller oder Charlotte Knobloch, die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde.

Das meiste Fußvolk nimmt die halbe Stunde Wartezeit eher sportlich: „Wird eh eine lange Nacht, und die Kälte macht wach“, ist der beliebteste Witz vor dem Tor. Nach dem Security-Check die nächste Überraschung. Ist das der falsche Film? Nur noch Romney-Buttons und kleine Elefanten-Sticker sind im Angebot. Die Helfer in Erklärungsnot: Nein, nein, das ist nicht die Romney-Party der Auslandsrepublikaner: „Es ist so: Die Obama-Sticker sind alle längst weg“, klagt die nette Studentin.

Die Stimmung ist eindeutig pro Amtsinhaber, bei der Fake-Wahl bestätigt sich das Bild. Das Amerikahaus wählt kurz vor Mitternacht Obama mit 88 Prozent zum Präsidenten. Eine Stimme hat Hillary Clinton bekommen, und ein Scherzbold hat George W. Bush auf den Zettel geschrieben. So schlimm wird’s keinesfalls kommen. Zu den mutig bekennenden Romney-Fans gehört Charlotte Knobloch, sie erhofft sich „Impulse für die Wirtschaft“ durch den Republikaner.

Impulse für die Wirtschaft vor Ort im gastronomischen Sinne gibt der Hunger und der Durst der Gäste. Die Wahl zwischen Nachos, Hot Dogs und Hühnerteilchen in Eimern ist der Feind jeder schlanken Linie, aber es schmeckt nach Amerika. Nicht so das Bier. Statt Bud oder Miller ist Hofbräu im Angebot. Helmut Fuchs schenkt’s mit stoischer Gelassenheit aus: „Seit 32 Jahr bin i do“, sagt er. „Mei, 2000, da war’s wuid“, erinnert er sich: „Um halb acht in der Früh“, da seien die letzten gegangen“, und da war die Sache immer noch nicht klar. Und diesmal? „Er is ja koa schlechter“, sagt er zu Obama: „Soll er’s halt no amoi macha.“

Urbayerisch-abwartende Gelassenheit ist typisch für den Saal. Mag sich Justizministerin Beate Merk breit grinsend mit der Freiheitsstatue auf Stelzen fotografieren lassen, mag die Band noch so pathetisch „Eve of Destruction“ intonieren: „Die Spannung wie vor vier Jahren ist es nicht“, sagt Dominik Raabe. Er ist über und über dekoriert mit historischen Buttons. Spannend wird’s erst ab zwei, das liegt in der Natur der Sache, und dennoch verlässt die schweigende Mehrheit den Ort der Wahl vorzeitig. Das liegt auch an den Frischluftfanatikern, die nach Mitternacht die Türen auf Durchzug stellen. Wirkt sich positiv auf Rauch und Hühnerduft aus, negativ aber auf die Feierlaune.

So kommt nur sporadisch Szenenapplaus auf im großen Auditorium, wenn die Computer-Grafik-Stars von CNN ihre „Projections“ verkünden – und natürlich auch nur dann, wenn es heißt: „The President takes the state.“ Für Tiffany Peach läuft alles nach Plan: „Wir haben schulfrei heute“, sagt die 17-Jährige. Mit der Englisch-Klasse ist sie hier, sie haben den US-Wahlkampf in der Schule studiert: „Total super“, dass Obama es wieder packt. Nach Hause will sie noch nicht. „Erst wenn wieder die Straßenbahn fährt.“ Die braucht Bill Moeller nicht. „Yess!“ sagt der Generalkonsul nach der Siegesmeldung und geht zum Dienstwagen.

 

 

 

 

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