Obamas Chancen
„Die Deutschen lieben Obama“, sagte ein Professor in der Wahlnacht, „weil er so viel besser ist als das, was davor war“. Das stimmt. Sie mögen ihn aber auch, weil er so viel besser ist als die Alternative.
Die Wahl von Mitt Romney wäre nicht der Untergang der Welt gewesen, aber ein gewaltiger Rückschritt. Und das, obwohl Obamas Bilanz nur gemischt ist, obwohl er Erwartungen nicht erfüllt hat. Dabei wird gerne vergessen, dass der US-Präsident ein Politiker ist, kein König. Dass er sich in der realen Welt zurechtfinden muss und nicht in einem Traumland.
Obamas Abwahl hätte einen Rückfall um Jahrzehnte bedeutet für die mächtigste Demokratie der Welt. Die künftige Mehrheit im Land, die aus Minderheiten besteht, hätte sich abgewandt. Diese Vorstellung hat Obamas Wähler mobilisiert. Sie hat ihm den Sieg gerettet trotz seiner Versäumnisse.
Die Wiederwahl Obamas zeigt, dass ein Schwarzer im Weißen Haus kein Betriebsunfall in einem reaktionären System ist. Sie zeigt, dass die Kräfte des Wandels stärker sind als die Kräfte der Blockade.
Befreit aufspielen kann der Präsident auch jetzt nicht. Die Kontrolle durch den mehrheitlich republikanischen Kongress verhindert das. Aber Obama II hat durchaus Möglichkeiten. Unpopuläre Maßnahmen wie die Sanierung der Haushalte kann ein Präsident, der nicht mehr wiedergewählt werden kann, viel besser betreiben. Er kann noch ein großer Präsident werden.
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