Obamas Blitzstart: Der Turbopräsident

Die Erwartungen an Barack Obama waren übermenschlich hoch. Nach den ersten Tagen zeigt sich: Der mächtigste Mann der Welt will sie offenbar noch übertreffen. Manchem wird's schon etwas zu schnell.
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Konzentriert, konsequent und knallhart, wenn’s sein muss: US-Präsident Barack Obama bei der Arbeit mit Beratern im Weißen Haus.
az Konzentriert, konsequent und knallhart, wenn’s sein muss: US-Präsident Barack Obama bei der Arbeit mit Beratern im Weißen Haus.

WASHINGTON - Die Erwartungen an Barack Obama waren übermenschlich hoch. Nach den ersten Tagen zeigt sich: Der mächtigste Mann der Welt will sie offenbar noch übertreffen. Manchem wird's schon etwas zu schnell.

Anderen Amtsneulingen gewährt man 100 Tage bis zu ersten Bilanz ihres Wirkens. Für Barack Obama dagegen mussten gut 100 Stunden reichen – so groß ist der Erwartungsdruck der Welt auf den neuen amerikanischen Präsidenten. Noch nicht einmal eine Woche ist Obama im Amt. Doch das Tempo, in dem er Amerika und die Welt verändert, ist atemberaubend. Eine AZ-Zwischenbilanz:

Mit Höchstgeschwindigkeit aus der Finanzkrise: „Wenn wir nicht mutig und rasch handeln, könnte sich die Lage dramatisch verschlechtern“, sagt der Präsident. „In weniger als einem Monat“ soll das Konjunkturprogramm stehen (siehe Infokasten), zugleich will Obama rasch ein Bündel neuer Regeln, um die Finanzbranche zu kontrollieren.

Mehr Tempo in den Krisenherden: Afghanistan, Naher Osten – Obama lässt der Einsicht, dass sich in den Kriegs- und Krisengebieten die Zukunft der Welt entscheidet, Taten folgen: Amerika setzt nun auf eine Verhandlungsoffensive und schickt seine erfolgreichsten Diplomaten als Sondergesandte los: George Mitchell und Richard Holbrooke. Ihnen gelang schon der Friede in Nordirland und in Bosnien.

Schnell raus aus Guantánamo: Die Auflösung des Anti-Terror-Lagers war eine der ersten Amtshandlungen Obamas überhaupt. Direkt nach der Vereidigung unterschrieb er einen entsprechenden Erlass – fast zu schnell für die Weltdiplomatie, die diesen Schritt lange gefordert hatte. In Deutschland streitet nun die Große Koalition, ob sie sich an der Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen beteiligen soll. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der dies schon zugesichert hat, steht nun in der Schusslinie der CSU: Steinmeier biedere sich bei Obama an, zürnte CSU-General Karl-Theodor zu Guttenberg: „So gewinnt man kein Vertrauen in den USA.“

Vollbremsung bei Abtreibung: Die restriktive Politik der Bush-Regierung bei Schwangerschaftsabbrüchen hat Obama am Wochenende mit einem Federstrich kassiert: Er hob eine Verordnung auf, die Finanzhilfen für Organisationen untersagt, welche sich an Abtreibungen beteiligen. Die Kritik der katholischen Kirche kam prompt: „Von allen Dingen, die er tun konnte, hat er das Schlechteste getan“, erklärte ein Vatikan-Bischof. Obama blieb cool: „Ich habe keine Absicht, diese veralteten und fruchtlose Debatte fortzusetzen.“ Eine Wende bahnt sich auch bei der Stammzellenforschung an. Obama plant offenbar, Bushs strenge Auflagen abzumildern.

Rasanter Wählerzuspruch: In Amerika kommen Obamas erste Schritte gut an. 68 Prozent äußern sich zufrieden – nur John F. Kennedy lag nach den ersten Amtstagen mit 72 Prozent noch höher.

mue

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