Obama zieht Romneys Glaubwürdigkeit infrage
Washington - Im Kern wirft Obama seinem Herausforderer vor, die Wahrheit über seine Steuerpläne zu verheimlichen und die Wähler zu täuschen.
Romney versuchte indessen, in einem Fernsehinterview einen Fauxpas auszubügeln, der seiner Glaubwürdigkeit geschadet hatte.
Romney entschuldigte sich am Donnerstagabend (Ortszeit) im US-Sender Fox News für abwertende Äußerungen über Obama-Wähler. Der Republikaner hatte während einer Spendengala mit reichen Gebern erklärt, sein Wahlkampf sei nicht auf jene 47 Prozent der Wähler ausgerichtet, die Obama unterstützten. Er charakterisierte diese in dem heimlich aufgenommenen Mitschnitt unter anderem als Sozialschmarotzer.
"In diesem Fall habe ich etwas völlig Falsches gesagt", sagte Romney jetzt. Als Entschuldigung führte er an, dass er während des Wahlkampfes Hunderte, wenn nicht Tausende Auftritte mit Reden oder Fragestunden absolviere. Hin und wieder sage man dann etwas, das nicht richtig herauskomme, sagte Romney. In einer ersten Reaktion hatte er noch gesagt, er habe sich nicht elegant ausgedrückt. Später korrigierte er sich: "Mein Wahlkampf dreht sich um die 100 Prozent in Amerika."
Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus griff Obama einen Tag nach dem Rededuell an. "Ich traf diesen sehr schneidigen Typen, der behauptet Mitt Romney zu sein", rief er Anhängern bei einer Wahlveranstaltung am Donnerstag (Ortszeit) zu. "Aber das konnte nicht Romney sein. Denn der echte Mitt Romney läuft seit einem Jahr im Land auf und ab und verspricht fünf Billionen Steuersenkungen, die die Reichen bevorzugen." Obama fuhr fort: "Und der Typ, der gestern Abend auf der Bühne war, sagte, er wüsste davon nichts." Kaum verhüllt bezichtigt Obama seinem Gegner der Lüge.
US-Kommentatoren fragen sich allerdings, warum Obama den Vorwurf nicht bereits während des Rededuells in Denver (Colorado) angebracht habe. "Einen Tag zu spät", meinte ein Kommentator im TV-Sender NBC. "Obama versucht, sein Gleichgewicht wiederzugewinnen", schreibt die "New York Times". "Die knallharte Attacke auf Romney lässt erahnen, wie groß die Sorge im Wahlkampflager Obamas ist."
Schon heißt es im engeren Umkreis Obamas, der Präsident müsse sich jetzt auf die neuen Lage umstellen. "Wir müssen uns auf diese Unehrlichkeit einstellen", meinte Wahlkampfberater David Plouffe.
Kern des Streits sind die von Romney geplanten Steuererleichterungen. Obama warf Romney in der Debatte vor, er wolle fünf Billionen Steuern streichen und dabei auch die Abgaben von Reichen und Superreichen senken - beides bestritt Romney mehrfach energisch. Beides seien unwahre Behauptungen, meinte Romney.
Romney hielt sich mit einer Reaktion auf die Anschuldigen Obamas zunächst zurück. Stattdessen teilte er mit, dass sich die mächtige und erzkonservative Waffenlobby National Rifle Association (NRA) im Präsidentenwahlkampf hinter ihn stelle. "Ich bin stolz über ihre Unterstützung für meine Kandidatur", meinte Romney.
"Ich werde alles in meiner Kraft tun, das Recht aller gesetzestreuen Amerikaner, Waffen zu besitzen und zu tragen, zu verteidigen und zu schützen", meinte Romney weiter. Romney wies darauf hin, dass das oberste US-Gericht im vergangenen Jahr das Recht auf Waffentragen ausdrücklich bestätigt hatte.
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