Obama will der NSA Sammlung von US-Telefondaten entziehen
Washington - Der Geheimdienst solle die Daten über die Telefon-Gewohnheiten von Amerikanern nicht mehr selber sammeln dürfen, schrieb die "New York Times" am späten Montag. Stattdessen sollen sie von Telekom-Unternehmen gespeichert werden, die NSA könnte mit Gerichtsbeschluss darauf zugreifen. Für den Rest der Welt ändert sich mit den geplanten Änderungen jedoch nichts.
Die Sammlung der sogenannten Telefon-Metadaten im eigenen Land - zum Beispiel, wer mit wem von wo aus wie lange telefoniert hat - hatte die amerikanische Öffentlichkeit besonders empört. Der Geheimdienst sah das Verbot zur Überwachung von Amerikanern nicht verletzt, weil keine Inhalte von Gesprächen gespeichert worden seien. Obama stellte bereits im Januar Änderungen an dem System in Aussicht. Ende der Woche läuft die damals gesetzte Frist für Vorschläge zur Geheimdienst-Reform ab. Der Umbau müsste noch vom Kongress gebilligt werden.
Die NSA solle mit dem neuen System Listen von Nummern bekommen, mit denen verdächtige Personen telefoniert hätten, sowie auch Informationen über deren Kontakte. Ein wichtiger Unterschied soll sein, dass die Telekom-Unternehmen die Daten für die NSA nicht länger als 18 Monate vorhalten müssen, genauso wie andere von ihnen gespeicherte Informationen. Dagegen speichere die NSA ihre Metadaten derzeit fünf Jahre, berichtete das Blatt unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsbeamte. Zum Übergang wolle die Regierung das bisherige Verfahren zunächst für weitere 90 Tage fortführen.
Diskussionen gebe es noch darüber, ob die Richter den Zugriff auf die Informationen vorher absegnen müssen, berichtete das "Wall Street Journal". So sehe ein Gesetzentwurf aus dem Geheimdienstausschuss im Kongress vor, dass die NSA sich die Anträge auch nachträglich genehmigen lassen könne. Damit solle Zeitverlust bei dringenden Ermittlungen vermieden werden.
Die NSA hatte von Hunderten Millionen Amerikanern und Ausländern Telefon-Metadaten gesammelt und gespeichert. Die Datensammlung wurde im Zuge der verschärften Überwachung nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 gestartet. Seit 2006 wurde sie vom geheimen Gericht FISA überwacht. Das lange Zeit geheime Programm war durch Dokumente des Informanten Edward Snowden in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Präsident Barack Obama hatte im Januar eine vorsichtige Kurskorrektur versprochen. Das Justizministerium muss seine Vorschläge bis zum 28. März vorlegen.
Dank Snowdens Unterlagen ist seit vergangenem Sommer eine nahezu flächendeckende Überwachung von Kommunikationskanälen durch die NSA bekanntgeworden. In Deutschland war demnach unter anderem das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel überwacht worden.