Obama und McCain machen ernst

Bei der letzten Fernsehdiskussion vor der Wahl haben sich die beiden Präsidentschaftskandidaten harsch attackiert. McCain rückte Obama erneut in die Nähe von Radikalen. Der wehrte sich. Offenbar mit Erfolg.
Die letzte Fernsehdebatte vor der Präsidentschaftswahl in den USA war zugleich die hitzigste. Weil er wegen seiner schlechten Umfragewerte extrem unter Druck stand, forcierte der Republikaner John McCain die Konfrontation und stellte seinen demokratischen Rivalen Barack Obama in die Nähe radikaler Kräfte. Der Vietnamkriegsveteran McCain verlangte von Obama, er solle endlich seine Beziehungen zu dem militanten Vietnamkriegsgegner William Ayers erklären.
Obama entgegnete, er sei gerade einmal acht Jahre alt gewesen, als Ayers seine Untergrundaktionen geführt habe. McCain verlangte auch Auskunft über Obamas Verhältnis zu der für die Überwindung der Armut eintretenden Organisation Acorn, die beschuldigt wird, bei Initiativen zur Registrierung von Wählern gegen Gesetze verstoßen zu haben. Obama warf McCain im Gegenzug vor, einen zunehmend konfrontativen Wahlkampf zu führen. Obwohl sich das amerikanische Volk nicht darum kümmere, seien 100 Prozent seiner Fernsehspots negativ. «Das ist nicht wahr», erwiderte McCain. «Das ist doch wahr», bekräftigte Obama. Diese Spots sagten «mehr aus über Sie und ihren Wahlkampf als über mich», sagte der schwarze Senator aus Illinois. McCain beschuldigte Obama in der Hofstra-Universität von Hempstead, im Bundesstaat New York, mehr Geld für negative Wahlwerbung ausgegeben zu haben als jemals jemand zuvor in der US-Geschichte. Der 72-Jährige warnte vor Obama, der den Amerikanern mehr Steuern und mehr Staat bringen würde.
Obama für «fundamentalen Wandel»
Der Demokrat forderte in der Debatte 19 Tage vor der Präsidentschaftswahl angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren einen «fundamentalen Wandel» in der US-Politik. Er warf McCain vor, bei dem zentralen Problem der Wirtschaft sowie bei der Steuer- oder Energiepolitik lediglich die gescheiterte Politik von US-Präsident George W. Bush fortsetzen zu wollen. «Wenn Sie gegen Bush kandidieren wollen, dann hätten Sie vor vier Jahren antreten sollen. Ich bin nicht Bush», antwortete McCain auf die Vorwürfe. Erste Umfragen nach der Debatte sahen Obama deutlich vor McCain. 58 Prozent der Zuschauer bezeichneten laut einer Blitzumfrage des Nachrichtensenders CNN Obama als Sieger, nur 31 Prozent glaubten, dass der Republikaner gewonnen habe. 70 Prozent meinten demnach, Obama habe sympathischer gewirkt, nur 22 Prozent fanden McCain gewinnender. Bereits nach den ersten beiden Fernsehduellen zwischen Obama und McCain hatten bei Umfragen deutliche Mehrheiten in dem schwarzen Senator aus Illinois den Gewinner gesehen.
McCain versucht es mit der Wirtschaft
McCain suchte in der Debatte immer wieder das Thema Wirtschaft, um gegen Obama zu punkten. Die Amerikaner seien zornig, «unschuldige Opfer ... der Gier und der Korruption an der Wall Street» zu sein. Allerdings sei dies nicht die Zeit, um Steuern zu erhöhen. Zur Bekämpfung der aktuellen Finanzkrise schlug McCain ein Programm in Höhe von 300 Milliarden Dollar vor, um bedrängten Hausbesitzern zu helfen. Dagegen plädierte Obama für gezielte Steuersenkungen für die Mittelklasse. Außerdem sollten Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, mit Steuersenkungen belohnt werden. Zugleich warf Obama seinem Rivalen vor, er plane Steuersenkungen für die Reichen. (nz/AP/dpa)