Obama siegt - Clinton auch, hauchdünn
Der von Clinton angekündigte «Game-Change» ist es nicht: Obama hat klar in North Carolina gewonnen, Clinton erklärte sich zur Siegerin in Indiana - mit zwei Prozent Stimmen-Vorsprung.
Zitterpartie für Hillary Clinton: Nach einem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen haben die Sender CNN und Fox News die ehemalige First Lady Hillary Clinton zur Siegerin der Präsidentschaftsvorwahl im US-Bundesstaat Indiana erklärt. Danach schlug Clinton ihren Kontrahenten Barack Obama nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen mit 51 zu 49 Prozent.
Ein Sieg ihres Konkurrenten war nicht ausgeschlossen worden, da noch ein Teil der Ergebnisse aus einem Bezirk ausstanden, der als «Obama-freundlich» gilt. Schon am Dienstagabend hatte sich die New Yorker Senatorin in einer Jubelfeier vor ihren Anhängern in Indianapolis zur Siegerin erklärt: Zu diesem Zeitpunkt führte sie noch mit vier Prozentpunkten vor Obama.
Clinton: Mit «Volldampf» ins Weiße Haus
Der schwarze US-Senator Barack Obama geht gestärkt aus den Vorwahlen in den Bundesstaaten North Carolina und Indiana hervor: Im Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur gewann er am Dienstag klar in North Carolina. Seine Konkurrentin Hillary Clinton führte am späten Abend knapp in Indiana und erklärte sich zur Siegerin. Obama konnte mit seinem Erfolg in North Carolina seinen Vorsprung vor Clinton bei der Zahl der Delegierten beim Nominierungsparteitag der Demokraten Ende August in Denver zwar weiter ausbauen. Dennoch ist bei sechs noch ausstehenden Vorwahlen ein Ende des erbitterten Duells nicht in Sicht. Clinton betonte, dass sie weiter kämpfen werde. Es gehe weiter mit «Volldampf» in Richtung Weißes Haus, sagte sie vor ihren Anhängern in Indianapolis.
Obama: «Ich liebe dieses Land zu sehr, um es geteilt zu sehen»
In North Carolina gewann Obama nach Auszählung von 98 Prozent der Stimmen 57 Prozent, Clinton erhielt 43 Prozent. Obama sieht seinen Erfolg in North Carolina als großen Schritt auf dem Weg zur Präsidentschaftskandidatur. Es trennten ihn nunmehr weniger als 200 Delegiertenstimmen von der Nominierung, sagte Obama unter dem Jubel seiner Anhänger in Raleigh. Die Wähler hätten sich für «ehrliche Antworten» auf die Herausforderungen Amerikas entschieden. Obama sprach mit Bezug auf den Erfolg in North Carolina von einem Sieg über die «Politik der Spaltung und die Politik der Ablenkung». Er habe es geschafft, sich gegen eine negative Politik durchzusetzen, bei der es darum gehen, Punkte zu gewinnen und nicht Probleme zu lösen. Obama rief die Demokraten vor dem Hintergrund des erbitterten Zweikampfs zwischen ihm und Clinton zur Einheit auf. Er sei sich sicher, dass sich die Demokraten trotz des erbitterten Duells um die Nominierung im Herbst einig im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus sein werden. «Ich liebe dieses Land zu sehr, um es geteilt zu sehen», betonte ein kämpferischer Obama.
Die «Superdelegierten» entscheiden
Die Mittelklasse in Amerika benötige einen Sachwalter ihrer Interessen im Weißen Haus, betonte Clinton, die von ihrem Mann, Ex-Präsident Bill Clinton sowie ihrer Tochter Chelsea begleitet wurde. «Ich werde nie aufhören für Euch zu kämpfen.» Die Senatorin aus New York bat erneut um Spenden, um im innerparteilichen Wettstreit mit Obama »wettbewerbsfähig» bleiben zu können. Obama hat bisher erheblich mehr Spenden sammeln können als Clinton. Der schwarze Senator aus Illinois führt nach nunmehr 50 Vorwahlen und Caucuses (Parteiabstimmungen) mit über 150 Delegiertenstimmen vor der Ex-First-Lady. Laut CNN-Zählung führte Obama vor der Wahl in Indiana und North Carolina mit 1745 vor Clinton mit 1602 Delegiertenstimmen. In den verblieben sechs Vorwahlen bis Anfang Juni ist es aber mathematisch nicht mehr möglich, dass einer der beiden Kandidaten genug Delegierte gewinnt, um auf dem demokratischen Parteitag Ende August eine Mehrheit von 2025 Stimmen kommen. Entscheiden werden also die «Superdelegierten», das sind Mandatsträger und Funktionäre der Partei, die nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden sind. Etwa 250 dieser Delegierten haben bisher nicht erkennen lassen, welchen Bewerber sie unterstützen.
Obama will verhindern, «dass McCain eine Chance bekommt«
Clinton hatte bereits vor den Vorwahlen angekündigt, dass sie in jedem Fall im Rennen bleiben werde. Allerdings hätte ein Doppelsieg Obamas den Druck auf die New Yorker Senatorin erhöht, das Handtuch zu werfen, um die nunmehr fast eineinhalb Jahre dauernde Vorwahlprozedur zu beenden. Obamas Wahlkampfmanager David Axelrodt sprach von einem «bedeutungsvollen» Ergebnis in North Carolina, das Obama neuen Schwung «auf dem Weg zur Nominierung» gebe. Erste Analysen zeigten, dass Obama 91 Prozent des Votums der schwarzen Bevölkerung in North Carolina erhalten hatte. 26 Prozent der dortigen Bevölkerung sind Afroamerikaner. In Indiana ging es um 72, in North Carolina ging es um 115 Delegiertenstimmen für den demokratischen Nominierungsparteitag vom 25. bis 28. August in Denver. Es waren die letzten beiden großen Staaten, in denen abgestimmt wurde. Nur noch sechs Vorwahlen in weniger bevölkerungsreichen Staaten stehen an, die nächste davon am 13. Mai in West Virginia. Hier liegt Clinton in Umfragen deutlich vorn, aber insgesamt gelten bei den noch verbleibenden Abstimmungen Siege und Niederlagen zu gleichen Teilen für beide Kandidaten wahrscheinlich. Für Obama war ein klarer Sieg in North Carolina wichtig, um Zweifel auszuräumen, er könnte sich bei der Wahl um die Nachfolge von US-Präsident George W. Bush nicht gegen den designierten republikanischen Kandidaten John McCain durchsetzen. Obama räumte ein, dass der harte Vorwahlkampf Spuren bei beiden hinterlassen habe. Trotzdem wollten die Demokraten als eine Partei geschlossen kämpfen. «Wir können es uns nicht leisten, dass John McCain eine Chance bekommt, die dritte Amtszeit von George Bush abzuleisten.» (dpa/AP)