Obama "mit einer Stimme" zum Kandidaten gekürt

Bei der langwierigen Abstimmung ist die Senatorin Clinton ungeduldig geworden und forderte, den Präsidentschaftskandidat per Akklamation zu bestimmen. Jubel brach aus. Und ihr Ehemann betonte: «Obama steht auf der richtigen Seite der Geschichte».
von  Abendzeitung
Der glückliche Kandidat: Barack Obama
Der glückliche Kandidat: Barack Obama © ap

Bei der langwierigen Abstimmung ist die Senatorin Clinton ungeduldig geworden und forderte, den Präsidentschaftskandidat per Akklamation zu bestimmen. Jubel brach aus. Und ihr Ehemann betonte: «Obama steht auf der richtigen Seite der Geschichte».

Zehn Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben die Demokraten ihren Hoffnungsträger Barack Obama offiziell zum Präsidentschaftskandidaten bestimmt. Nach der Wahl per Akklamation trat Obama am Mittwoch in Denver erstmals kurz auf der Parteitagsbühne auf. Der Parteitag solle «mit einer Stimme sprechen», forderte Clinton unter dem Jubel der über 5000 Delegierten. Am Donnerstag wollte er mit einer Rede in einem Stadion in Denver die heiße Phase des Wahlkampfs gegen seinen Konkurrenten John McCain eröffnen. Obama ist der erste schwarze Politiker in der Geschichte der USA, der von einer der beiden großen Parteien in die Präsidentschaftswahl geschickt wird. Die Versammlung in Denver begann zunächst mit einer Abstimmung nach Einzelstaaten, bei der sich die erwartete klare Mehrheit für Obama abzeichnete. Als New York an der Reihe war, beantragte Senatorin Hillary Clinton, die weitere Wahl abzubrechen und Obama per Akklamation zum Kandidaten zu bestimmen. Der Parteitag solle «mit einer Stimme sprechen», forderte Clinton unter dem Jubel der über 5000 Delegierten. Die Menge feierte die Entscheidung mit dem Sprechchor «Yes we can» - dem Zuversicht verbreitenden Motto Obamas seit Beginn des Wahlkampfs im Januar. Einen Tag nach seiner Frau Hillary schwor auch Expräsident Bill Clinton die eigenen Anhänger auf die Wahl von Obama ein. Dieser habe «eine bemerkenswerte Fähigkeit, die Menschen zu inspirieren», sagte Clinton. «Meine Kandidatin hat am Ende nicht gewonnen», bemerkte er zum Ausgang des Vorwahlkampfs. Jetzt wolle er aber, dass sich jeder der 18 Millionen Wähler von Hillary Clinton im Herbst für Obama entscheide. Der Expräsident wies die Warnungen führender Republikaner zurück, dass der 47-jährige Obama zu unerfahren sei, um Oberbefehlshaber der Vereinigten Staaten zu werden. Dies sei vor seiner Wahl zum US-Präsidenten auch über ihn gesagt worden, erklärte Clinton und fügte hinzu: «Es hat 1992 nicht funktioniert, weil wir auf der richtigen Seite der Geschichte waren. Und es funktioniert 2008 nicht, weil Barack Obama auf der richtigen Seite der Geschichte steht.»

«Auf gefährliche Weise unvorbereitet»

Als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten wurde Joe Biden bestimmt, ebenfalls per Akklamation. Biden bezeichnete Obama als einen klugen Führer, der die für Amerika notwendigen Änderungen herbeiführen könne. Der Senator von Delaware sagte den Delegierten, er habe von Obama viel gelernt, als er sich Anfang des Jahres in Konkurrenz zu diesem um die Präsidentschaftskandidatur beworben habe. Obama lebe von der Überzeugung, dass eine unerträglich gewordene Situation nicht länger akzeptiert werden müsse. «Wir haben die Kraft, sie zu ändern», sagte Biden. In den Umfragen hatte die Entscheidung Obamas für Biden keine sichtbaren Auswirkungen auf die Wählerpräferenzen. Nach einer Erhebung des Instituts Gallup vom Sonntag liegt Obama bei 45 und der republikanische Kandidat McCain bei 44 Prozent. McCain hat seine Entscheidung für seinen Vizepräsidentschaftskandidaten noch nicht bekannt gegeben. Der Parteitag in Denver begann am Montag mit einer emotionalen Rede von Michelle Obama, die ihren Mann als patriotischen Familienvater darstellte. Am Dienstag rief Hillary Clinton die Partei auf, sich geschlossen hinter Obama zu stellen. Ihr Name erschien am Mittwoch noch auf den Stimmzetteln, was aber nur noch als symbolischer Akt galt, als Referenz an die von ihr bei den Vorwahlen gesammelten 18 Millionen Stimmen. Obama, Sohn eines kenianischen Vaters und einer amerikanischen Mutter trifft bei der Wahl in gut zwei Monaten auf John McCain, der in der nächsten Woche auf einem Parteitag der Republikaner offiziell nominiert wird. In einem am Mittwoch vertreiteten Fernsehspot der Republikaner wird Obama vorgeworfen, «auf gefährliche Weise unvorbereitet» zu sein. (AP)

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