Obama kritisiert seine Geheimdienste

Kehrtwende bei der Berwertung des verhinderten Anschlags auf eine Passagiermaschine. Der US-Präsident spricht von "menschlichem und systemischem Versagen", die Sicherheitsmängel seien "völlig inakzeptabel".
von  Abendzeitung
Klare Worte: Barack Obama
Klare Worte: Barack Obama © dpa

Kehrtwende bei der Berwertung des verhinderten Anschlags auf eine Passagiermaschine. Der US-Präsident spricht von "menschlichem und systemischem Versagen", die Sicherheitsmängel seien "völlig inakzeptabel".

US-Präsident Barack Obama hat die US-Geheimdienste in bislang schärfster Form wegen des in letzter Minute vereitelten Terroranschlag auf eine US-Passagiermaschine kritisiert. "Es gab eine Mischung aus menschlichem und systemischem Versagen, die zu dieser potenziell katastrophalen Sicherheitslücke beigetragen hat", sagte Obama am Dienstag.

Er korrigierte damit die Aussagen von Regierungsmitgliedern, "das System habe funktioniert". Die Geheimdienste hätten vorliegende Informationen miteinander teilen und dann zusammenstellen müssen, dann hätte es zusammen mit anderen Hinweisen ein "volleres, klareres Bild" des Verdächtigen ergeben, sagte Obama in seinem Feriendomizil auf Hawaii. Alle Warnleuchten hätten angehen müssen, und dem Mann hätte nie ein Flug in die USA gestattet werden dürfen. Die Sicherheitsmängel seien "völlig inakzeptabel".

Heimatschutzministerin distanziert sich

Sowohl Heimatschutzministerin Janet Napolitano als auch Obamas Pressesprecher Robert Gibbs hatten noch am Wochenende im Fernsehen behauptet, die Sicherheitsvorkehrungen hätten gegriffen. Damit erweckten sie den Eindruck, der Regierung sei die Tragweite des Falls nicht bewusst und sie wolle von ihrer Verantwortung ablenken. Napolitano hat von ihrer Aussage inzwischen wieder abrücken müssen. Als Reaktion auf die bekanntgewordenen Sicherheitsmängel werden die Maßnahmen in den USA nun überprüft. Am Donnerstag sollten dem Weißen Haus erste Erkenntnis vorgelegt werden, erklärte Obama. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Probleme schnell diagnostizieren."

Informationen schon im November

Obamas Mitarbeiter erklärten, der Präsident habe sich entschlossen, zum zweiten Mal binnen zwei Tagen eine Erklärung zu dem Thema abzugeben, weil ihm bei der morgendlichen Lagebesprechung am Dienstag neue Informationen vorgelegt worden seien, die im Besitz der Behörden gewesen seien. Darin sei es um die Aktivitäten des Verdächtigen, seine Ideen und Pläne des Terrornetzwerks Al Qaeda gegangen. Nach Angaben des US-Außenministeriums hatten die Antiterror-Behörden der USA am 20. November Information über Abdulmutallab erhalten - einen Tag, nachdem dessen Vater die US-Botschaft in Nigeria vor den extremen religiösen Ansichten seines Sohnes gewarnt hatte.

Der US-Geheimdienst CIA erklärte jetzt, man habe mit der Botschaft zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass Abdulmutallahs Name in die Datenbank verdächtiger Personen aufgenommen werde. Dabei sei es auch um mögliche Verbindungen des Verdächtigen zu Extremisten in Jemen gegangen. Diese Information sei auch an das Nationale Antiterrorzentrum weitergeleitet worden. «Wir haben von ihm (dem Verdächtigen) im November erfahren, als sein Vater zur US-Botschaft in Nigeria gekommen ist und um Hilfe bat, ihn zu finden», sagte CIA-Sprecher George Little. "Bis dahin hatten wir seinen Namen nicht."

Weitere Anschläge in den USA geplant

Nach Angaben der "Washington Post" vom Mittwoch geht das Weiße Haus inzwischen bei dem vereitelten Anschlag immer mehr von einer "gewissen Verbindung" zu Al Qaeda aus. Man sei "zunehmend sicher", dass die Terrororganisation den 23-jährigen Nigerianer mit dem Sprengstoff ausgerüstet habe. Wie die "Washington Post" weiter berichtet, hatte die Regierung auch Informationen, dass Al Qaeda "um die Weihnachtszeit" Anschläge in den USA plane. Diese Hinweise seien aber nicht sehr konkret gewesen. Das US-Militär kundschaftet nach einem CNN-Bericht bereits El- Kaida-Stellungen im Jemen für mögliche Angriffe aus. In Zusammenarbeit mit jemenitischen Behörden würden infrage kommende Ziele überprüft, berichtete der US-Sender unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Regierungsbeamte. Man wolle vorbereitet sein und Optionen vorlegen können, falls Präsident Obama einen solchen Angriff befehle, hieß es. (APD/dpa)

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