Obama kommt: Berlin wird zur Festung
Über der Hauptstadt herrscht zeitweise Flugverbot. Zentrale Plätze sind gesperrt, Taucher kontrollieren die Spree, selbst Kräne werden abgesucht: Schon bevor die "Air-Force-One" des US-Präsidenten heute Abend in Berlin landet, ist ein gigantisches Programm zum Schutz von Barack Obama angelaufen.
Berlin - Am Mittwoch will Obama vor dem Brandenburger Tor eine Grundsatzrede halten. Auf dem Programm stehen Treffen mit Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.
Aus Sorge vor einem Anschlag gilt Sicherheitsstufe 1+. Im Einsatz sind bis zu 8000 Polizisten. Begleitet wird der US-Präsident von seiner Frau Michelle und den beiden Töchtern Malia und Sasha, die noch nie in Berlin waren. Für Obama selbst ist es der zweite Besuch. Im Sommer 2008 war er noch nicht Staatsoberhaupt, sondern Kandidat der Demokratischen Partei. Merkel verhinderte damals, dass er vor dem Brandenburger Tor Wahlkampf machen konnte. Obama wich schließlich an die Siegessäule aus, wo er von 200 000 Menschen bejubelt wurde.
Als Präsident darf er nun auch vor dem Berliner Wahrzeichen reden - fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem legendären "Ich bin ein Berliner"-Auftritt von John F. Kennedy. Erwartet wird, dass Obama auf die neuen Machtverhältnisse in der internationalen Politik eingehen wird. Die Veranstaltung findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Erwartet werden mehr als 4000 geladene Gäste, nach Angaben der "Berliner Morgenpost" sind es 6000.
Die Rede wird in vielen Ländern live übertragen. Erwartet wird, dass während des Besuchs auch kontroverse Themen zur Sprache kommen, zum Beispiel das amerikanische Internet-Spähprogramm "Prism". Gegen dieses Programm wurde am Dienstag in der Hauptstadt demonstriert. Auch für Mittwoch wurden einige Protestkundgebungen angemeldet. Wegen des insgesamt 25-stündigen Besuchs sind viele Straßen und Plätze in der Hauptstadt gesperrt. Die Polizei hat zahlreiche Scharfschützen im Einsatz. Nach der Landung mit der Air Force One standen am Dienstagabend keine offiziellen Termine mehr auf dem Programm.
Der Mittwoch beginnt dann mit einem Empfang bei Gauck in Schloss Bellevue. Dann fährt Obama ins Kanzleramt, wo nach einem Treffen mit Merkel eine gemeinsame Pressekonferenz und ein Mittagessen unter vier Augen geplant sind. Die Begegnung mit Steinbrück findet nach der Rede in einem Bankgebäude am Brandenburger Tor statt.
Abends ist noch ein festliches Essen in Schloss Charlottenburg, bei dem der Berliner Sternekoch Tim Raue auftischt. Für die "First Lady" Michelle Obama gibt es am Mittwoch ein eigenes Programm, an dem auch Merkels Mann Joachim Sauer teilnehmen wird. Geplant sind unter anderem Besuche des Mauer-Mahnmals sowie der Holocaust-Gedenkstätte.
Die Obamas wollen auch die ältere Halbschwester des Präsidenten, Auma Obama, treffen, die in Deutschland studiert hat. Beide Seiten hoben vor dem Besuch die Bedeutung der deutsch-amerikanischen Freundschaft hervor. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Partnerschaft mit Amerika ist für uns Deutsche und Europäer unverzichtbar."
Der scheidende US-Botschafter Phil Murphy sagte im TV-Sender Phoenix, dass sich Obama auf keine Weise in den Bundestagswahlkampf einmischen werde.