Obama gibt den Nachbarn die Hand
PORT OF SPAIN - Der US-Präsident treibt nun die Aussöhnung mit Mittelamerika voran – am Ende könnten sogar die Sanktionen gegen Kuba fallen.
Kuba und die USA – das ist das letzte bisschen kalter Krieg, das die Welt nach dem Ende des Ostblocks noch zu bieten hat. Doch nun scheinen auch in dem erbitterten Karibikkonflikt die Zeichen auf Entspannung zu stehen. Möglich macht es – wieder einmal – Barack Obama. Der US-Präsident kündigte am Wochenende „einen neuen Dialog mit Kuba“ an.
Die Chancen stehen damit gut, dass nicht nur die US-Sanktionen gegen den Inselstaat im Jahr 50 nach der kubanischen Revolution ihr Ende finden. Sondern dass darüber hinaus das angespannte Verhältnis zwischen den USA und seinen lateinamerikanischen Nachbarn im Süden eine neue Grundlage findet.
Obama startete seine Initiative beim Gipfel der amerikanischen Staaten auf Trinidad. Wie schon zuvor in Europa ließ der Präsident wieder eine Charme- und Demutsoffensive vom Stapel: demonstratives Händeschütteln mit den schärfsten lateinamerikanischen USA-Kritikern wie Venezuelas Staatschef Hugo Chávez und seinem nicaraguanischen Kollegen Daniel Ortega.
"Wir haben uns abgekoppelt"
Die dazu passenden Worte fand Obama auch: Eine „gleichberechtigte Partnerschaft“ mit den Nachbarstaaten solle es nun geben, anders als bisher, wie der Präsident freimütig einräumte: „Wir haben uns manchmal abgekoppelt, und manchmal wollten wir unsere Bedingungen diktieren.“
Das sehen Obamas südamerikanische Amtskollegen nach wie vor auch so: Obama musste sich viel Kritik an der bisherigen „interventionistischen“ US-Politik in Mittelamerika anhören. Der Präsident konterte mit leichter Ironie: „Ich bin dankbar, dass Präsident Ortega mich nicht wegen Sachen beschuldigt hat, die sich ereigneten, als ich drei Monate alt war.“
Obama machte mit seinem entspannten Auftritt viele Punkte. Vor allem der umtriebige und normalerweise stets zum Poltern aufgelegte Chávez bekam sich vor lauter Freundschaftstönen kaum noch ein: „Es ist ein Anfang, aber es ist ein guter Anfang“, sagte Venezuelas Präsident und ließ sich zu dem für seine Verhältnisse wohl höchstmöglichen Lob hinreißen: „Ich glaube, Präsident Obama ist ein intelligenter Mann, verglichen mit vorherigen Präsidenten.“
Vermutlich unbeabsichtigt betätigte sich Chávez auch noch als Förderer des US-Buchmultis Amazon.com: Er schenkte Obama den Klassiker „Die offenen Adern Lateinamerikas“ von Eduardo Galeano, in dem es um die Ausbeutung des Kontinents seit der Kolonialisierung geht. Das Werk schoss kurz danach in die Bestsellerliste des Online-Buchhändlers.
mue