Obama führt immer deutlicher - und warnt

Der Kandidat der Demokraten hat in den Umfragen auch Hochburgen der Republikaner für sich eingenommen. Außerdem empfiehlt eine der größten amerikanischen Zeitungen, ihn zu wählen. Trotzdem mahnt er zu Vorsicht.
von  Abendzeitung
Bei einem Dinner fordert Obama seine Anhänger auf, wachsam zu bleiben
Bei einem Dinner fordert Obama seine Anhänger auf, wachsam zu bleiben © AP

Der Kandidat der Demokraten hat in den Umfragen auch Hochburgen der Republikaner für sich eingenommen. Außerdem empfiehlt eine der größten amerikanischen Zeitungen, ihn zu wählen. Trotzdem mahnt er zu Vorsicht.

Es sieht derzeit ziemlich gut aus für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama. Er legt nach jüngsten Umfrageergebnissen auch in den US-Staaten zu, die bislang als sichere Hochburgen der Republikaner galten. Außerdem hat eine der großen amerikanischen Zeitung - die «Washington Post» - eine Wahlempfehlung für ihn ausgesprochen. Trotzdem hat der Senator seine Anhänger vor übergroßem Optimismus bei der Präsidentschaftswahl am 4. November gewarnt.

Zum Abschluss eines Konzerts von Bruce Springsteen und Billy Joel in New York trat er am Donnerstagabend auf die Bühne und sagte, die Umfragen dürften nicht dazu verleiten, das Rennen schon für entschieden zu halten. «Unterschätzt nicht die Fähigkeit der Demokraten, sich die Niederlage aus den Klauen des Sieges zu schnappen», sagte Obama. «Unterschätzt nicht unsere Fähigkeit, es zu vermasseln.»

264 Stimmen für Obama

Nach einer Analyse der Nachrichtenagentur AP sind für Obama bislang 264 Wahlmännerstimmen zu erwarten - für den Einzug ins Weiße Haus sind 270 erforderlich. Der Republikaner John McCain kann demnach bisher mit mindestens 185 Stimmen rechnen. In sechs Staaten mit insgesamt 80 Wahlmännerstimmen ist das Ergebnis noch völlig offen.

Die «Washington Post« schreibt in dem Leitartikel, der Obama empfiehlt: Die Wahl sei wegen des enttäuschenden Wahlkampfs seines republikanischen Kontrahenten John McCain leichtgefallen. Ebenfalls entscheidend sei McCains «unverantwortliche Auswahl» seiner Vizepräsidentenkandidatin Sarah Palin gewesen. Obama besitze die «Bewunderung» der Zeitung und habe «beeindruckende Qualitäten. Zwar gebe es wegen der geringen Erfahrungen Obamas in der internationalen Politik auch Vorbehalte und Bedenken, jedoch habe die Zeitung «enorme Hoffnungen». Die großen US-Zeitungen sprechen sich traditionell im Vorfeld der Wahl für einen Kandidaten aus.

McCain wirbt um Bush-Staaten

Obama führt zurzeit in allen Staaten, die 2004 der damalige demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry gewinnen konnte. Darüber hinaus hat er aber auch einen komfortablen Vorsprung in Iowa und New Mexico, wo vor vier Jahren der Amtsinhaber George W. Bush die meisten Stimmen gewann. Selbst in West Virginia, wo Obama die Vorwahl gegen Hillary Clinton mit einem Abstand von 41 Prozentpunkten verloren hatte, ist jetzt ein Sieg für ihn realistisch geworden. Der letzte Demokrat, der in West Virginia gewinnen konnte, war 1996 Bill Clinton gewesen. Die Umfragen der Nachrichtenagentur AP mit dem Institut GfK zeigen, dass Obama inzwischen auch von weißen US-Bürgern ohne Hochschulbildung favorisiert wird, während McCain in dieser Bevölkerungsgruppe an Boden verloren hat. McCain und seine Partei konzentrieren sich in ihrem Wahlkampf zurzeit darauf, diejenigen Staaten zu verteidigen, die Bush 2004 gewonnen hat.

Entspannter Umgang

Einen Tag nach ihrer letzten und etwas hitzigeren Fernsehdebatte sind Barack Obama und John McCain ganz entspannt zusammengetroffen: Beide nahmen an einem traditionellen Wohltätigkeitsdinner des Erzbistums New York für bedürftige Kinder teil. Anstatt übereinander herzuziehen, sorgten die beiden Kandidaten mit Scherzen für einige Heiterkeit. «Entgegen den Gerüchten, die Sie gehört haben, bin ich nicht in einer Krippe zur Welt gekommen», sagte Obama und fuhr dann in Anspielung an «Superman» fort: «Tatsächlich wurde ich auf Krypton geboren und wurde von meinem Vater Jor-el hierher geschickt, um den Planeten Erde zu retten.» McCain sagte, er habe jetzt sein gesamtes Beraterteam ersetzt durch «Joe, den Klempner». Der könne gar nicht genug Geld verdienen, um die nach den Plänen Obamas zu erwartende Steuererhöhung zu verkraften. Deswegen habe der Klempner jetzt auch einen lukrativen Vertrag bei einem wohlhabenden Paar unterzeichnet, um in deren sieben Häusern die ganze Arbeit zu erledigen - eine mit Gelächter quittierte Anspielung McCains auf seinen Immobilienbesitz. (nz/dpa/AP)

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