Obama feuert GM-Chef

WASHINGTON - Der US-Präsident geht in der Autokrise nun drastisch vor. Der große Boss wird rausgeworfen. Und die Krisen-Firmen bekommen ein knallhartes Ultimatum: Noch ein paar Tage, dann wird der Geldhahn abgedreht...
Barack Obama hatte sie vorgewarnt: „Dort, wo es in der Autoindustrie in den vergangenen Jahren viel Missmanagement gegeben hat, werden Staatshilfen an die Bereitschaft zu ziemlich drastische Veränderungen geknüpft.“ In der Tat: In einem drastischen Schritt ließ der US-Präsident ließ nun GM-Chef Rick Wagoner feuern. Den angeschlagenen Autoriesen General Motors und Chrysler stellte er ein radikales Ultimatum: Sie hätten noch 60 beziehungsweise 30 Tage Zeit, sich einen tauglichen Rettungsplan auszudenken. Danach werde der Staat den Geldhahn abdrehen – auch wenn das ihre Pleite bedeutet.
Die Wall Street war fassungslos: Das sei einer der „dramatischsten Eingriffe“, die eine US-Regierung jemals in ein Unternehmen gewagt habe, schreibt das „Wall Street Journal“. „So sehr hat sich noch keine Regierung seit der Großen Depression in die Wirtschaft eingemischt“, urteilt die „New York Times“. „Offenbar hat Obama keine Angst, jemanden auf die Zehen zu treten.“
"Alleine nicht überlebensfähig"
Obama wollte noch gestern Abend seine Pläne vorstellen, Details sickerten schon vorab durch: Seine Task Force ließ sowohl die Sanierungskonzepte von GM wie von Chrysler komplett durchfallen. Keines der Unternehmen habe einen „machbaren Plan“ vorgelegt, der weiteres Steuergeld wert sei. Chrysler sei alleine gar nicht überlebensfähig, urteilen Obamas Experten. Sie geben dem Konzern nun exakt 30 Tage Zeit, eine Allianz mit Fiat zu schmieden.
GM, der zweitgrößte Autobauer der Welt, erhält immerhin eine Frist von 60 Tagen, ein neues Konzept vorzulegen – das bisherige tauge nichts: „Damit wäre GM selbst bei einer verbesserten Wirtschaftslage nicht lebensfähig“, urteilt die Task Force. Und mit Wagoner an der Spitze bekomme der Konzern ohnehin gar keinen Cent Staatshilfe mehr, teilte Stephen Rattner von der Task Force des Weißen Hauses der GM-Führung mit. Wagoner gehorchte. Er war sein ganzes Arbeitsleben lang in der Firma, stand seit 2000 an ihrer Spitze (siehe S.2). Stellung wollte er bisher nicht nehmen. Sein Nachfolger soll Fritz „Fix-it“ Henderson (50) – das könnte eine Übergangslösung sein, da er als bisherige rechte Hand Wagoners für das alte System steht. Immerhin: Als langjähriger GM-Europa-Chef kennt Henderson Opel gut.
Auch eine Pleite ist denkbar
Überzeugt das neue Konzept ebenfalls nicht, wird auch GM – das dringend neue Finanzspritzen benötigt – der Geldhahn abgedreht. Für diesen Fall komme eine geordnete Insolvenz eines oder beider Unternehmen durchaus in Frage, sagten Obamas Berater.
Das dramatische Signal sorgte in Amerika für Wirbel. GM und Chrysler beschäftigten zusammen 140000 Menschen direkt, dazu kommt ein Vielfaches bei Zulieferern. Sie seien „too big to fail“, zu groß zum Scheitern, hatten sie immer gesagt. Doch andererseits ist da die derzeit extrem große Wut der Bürger, wenn ihre Steuerzahler-Gelder für Firmen in selbstverschuldeten Krisen verwendet werden. Das sieht Obama ähnlich – und er hat deutlich gemacht, dass er nach Ablauf der Frist notfalls ernst macht.
tan