Nur Angst eint sie noch

Soweit ist es schon in der CSU: Landtagsfraktionschef Georg Schmidt muss Durchhalteparolen ausgeben, um das Tandem Beckstein und Huber im Sattel zu halten – sonst droht Seehofer als CSU-Chef.
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Horst Seehofer – liegt er in Berlin als lachender Dritter schon auf der Lauer?
Martha Schlüter Horst Seehofer – liegt er in Berlin als lachender Dritter schon auf der Lauer?

MÜNCHEN - Soweit ist es schon in der CSU: Landtagsfraktionschef Georg Schmidt muss Durchhalteparolen ausgeben, um das Tandem Beckstein und Huber im Sattel zu halten – sonst droht Seehofer als CSU-Chef.

Am Wochenende telefonierte Landtagsfraktionschef Georg Schmidt die Abgeordneten ab und drohte: „Ich reiße jedem den Kopf runter, wenn er Beckstein oder Huber kritisiert.“ Dazu malte er gleich den schwarzen Teufel an die Wand: „Sonst kommt der Seehofer. Wenn ihr den lieber wollt...“

Nur noch die Angst vor Bundesagrarminister Horst Seehofer eint die CSU-Abgeordneten in München – zumindest derzeit noch. Aber auszuschließen ist in der Partei inzwischen gar nichts mehr. Es geht drunter und drüber. „Verunsicherung herrscht im Laden“, gibt ein CSU-Spitzenpolitiker unumwunden zu. Sogar an einem „Rettungsplan“ für das Tandem wird schon gearbeitet. „Es muss in den nächsten vier Wochen gelingen, den Trend zu verändern“, sagt einer aus dem Parteivorstand zur AZ. „Das wird ein Wettlauf mit der Zeit.“

Seehofer als Ministerpräsident?

Hinter den Kulissen glühen die Drähte. Vor allem zwischen Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber und Horst Seehofer. In der Landtagsfraktion fürchtet man: „Wenn Seehofer Parteichef wird, will er auch noch Ministerpräsident werden.“ Den Regierungschef zu bestimmen ist aber das höchste Privileg der Fraktion. Und das will sie sich nicht aus der Hand nehmen lassen.

„Augen zu und durch“, hat Fraktionschef Schmidt deshalb als Parole bis zum Wahltermin am 28. September ausgegeben. Für manchen ist das schwer. Ein Abgeordneter berichtet der AZ über seine Erfahrung der letzten Tage an der Basis: „Da muss man sich inzwischen ja schon schämen, dass man bei der CSU ist.“

Mehrheit ist ratlos

Manche würden das angeschlagene Tandem lieber noch vor der Wahl wechseln. „Wenn ein Pferd tot ist, muss man absteigen“, sagt ein einflussreicher CSU-Mann. Die Mehrheit aber ist ratlos: Ist Beckstein so naiv, dass ihm die vier Milliarden Landesbank-Verluste so unbedarft herausgerutscht sind? Oder ist er nicht doch der „protestantische Fuchs“, der sieht, dass sein Tandem-Partner Huber nach Kommunalwahldesaster, Transrapid und Landesbank schwer angeschlagen ist? Analysiert Beckstein etwa ganz nüchtern, dass der Erwin abstürzt, und er selbst sich nur retten kann, wenn er das Seil, an dem beide hängen, durchschneidet?

Während die CSU in Bayern zusammenbricht, versucht die Schwesterpartei in Berlin zu helfen: Beckstein und Huber hätten „sich als Team“ gefunden, so CDU-General Roland Pofalla. Die grüne Fraktionschefin Margarete Bause dagegen hämt: „Das einzige, was das Tandem noch gemeinsam hat, ist, dass sie gemeinsam in den Abgrund strampeln.“ Und FDP-General Dirk Niebel frotzelt: „Der Transrapid sollte in München zwischen Staatskanzlei und Parteizentrale hin- und herfahren, damit die internen Kommunikationsprobleme bei der CSU schneller und geräuschloser behoben werden können.“

Angela Böhm

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