NSU-Prozess: "Peitschenhiebe für einen Döner"

Im NSU-Prozess skizziert Carsten S. die Gedankenwelt von Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wirkt zusehends nervöser:
Jasmin Menrad |
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Er versteckt sein Gesicht nicht: Der Angeklagte Ralf Wohlleben (38) betritt am elften Verhandlungstag den Gerichtssaal.
dpa Er versteckt sein Gesicht nicht: Der Angeklagte Ralf Wohlleben (38) betritt am elften Verhandlungstag den Gerichtssaal.

Im NSU-Prozess skizziert Carsten S. die Gedankenwelt von Ralf Wohlleben

München - Das Comic-Schaf mit den großen, schiefen Augen glotzt vom T-Shirt und fordert „Freiheit für Wolle“. Wolle ist der Szene-Name von Ralf Wohlleben, der für den NSU die Mord-Waffe besorgt haben soll.

Der Erlös aus dem Verkauf des schiefen Schaf-T-Shirts kommt Wohlleben zu Gute. Ein Zeichen dafür, welch prominente Figur er in der Neonazi-Szene ist.

Im NSU-Prozess spielt der Angeklagte – von Beate Zschäpe abgesehen – eine zentrale Rolle. Ralf Wohlleben (38) ist einer der führenden Thüringer Neonazis. Er war Vize-Landeschef und Pressesprecher der NPD Thüringen und hat den Kreisverband Jena gegründet.

Seine Anwältin Nicole Schneiders begrüßte er am ersten Prozesstag demonstrativ mit Küsschen. 2000 und 2001 war Schneiders Mitglied bei der NPD Jena, Ralf Wohlleben war da Vorsitzender. Heute sei sie parteilos, sagt die Anwältin mit den auffällig gefärbten roten Haaren. Doch der Verfassungsschutz hat die Anwältin jahrelang als Teil der rechten Szene beobachtet, ebenso wie Wohlleben.

Die Bundesanwaltschaft sieht in Wohlleben eine „steuernde Zentralfigur der gesamten Unterstützerszene“. Ralf Wohlleben schweigt dazu. Denn einer wie er beugt sich nicht, wenn ihn das System einsperrt.

Das kommt an in der Szene: Erst am Wochenende erklärten sich etwa 160 Rechtsextreme beim „Thüringentag der nationalen Jugend“ solidarisch mit dem Mann, der vor Gericht sein Gesicht nicht versteckt.

Carsten S., der als Kronzeuge auspackt, hat schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Kumpanen erhoben, der ihn mit der Waffenlieferung an den NSU beauftragt haben soll. Wohlleben habe ihm lachend erzählt, die hätten einen Menschen angeschossen und er sei bei einer Schlägerei „einem auf dem Gesicht herumgesprungen“.

Als gestern aus einer Zeugenvernehmung vorgelesen wird, schaut Wohlleben auf, lehnt sich zurück und faltet die Hände über dem Bauch. „Fakt für mich ist, dass Wohlleben und K. die krankesten Hirne sind. Wenn man mal einen Döner gegessen hat, musste man zehn Liegestützen machen und wurde dabei ausgepeitscht“, wird eine Frau zitiert.

Wohlleben gibt sich betont lässig, sucht die Zuschauerreihen langsam mit den Augen ab. Setzt sich dann seine Brille auf, um eifrig in seinem Laptop zu lesen und immer wieder mit seiner Anwältin zu flüstern.

Auch Beate Zschäpe wirkt zusehends nervöser: Als sie am elften Verhandlungstag in den Saal kommt, wischt sie sich wieder und wieder die Hände an den Beinen ab. Sie stiert in Richtung Nebenkläger und wirkt verloren. Der Generalbundesanwalt hat jetzt offiziell Ermittlungen gegen sie wegen des jetzt bekannt gewordenen versuchten Nürnberger Rohrbombenanschlags eingeleitet.

 

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