NS-Verbrecher Heim soll seit Jahren tot sein

Im Konzentrationslager Mauthausen war er als «Dr. Tod» berüchtigt. Nach jüngsten Recherchen soll der meistgesuchte Nazi-Verbrecher bereits vor mehr als 16 Jahren in Kairo gestorben sein.
Der als «Schlächter von Mauthausen» berüchtigte Nazi-Verbrecher Aribert Heim ist nach Recherchen des ZDF und der «New York Times» seit vielen Jahren tot. Der frühere KZ-Arzt starb am 10. August 1992 in Kairo an Darmkrebs, wie der Mainzer Sender am Mittwochabend berichtete.
Heim hielt sich demnach nahezu 30 Jahre in der ägyptischen Hauptstadt vor den Ermittlern versteckt. Der Gesuchte war im Konzentrationslager Mauthausen unter anderem als «Dr. Tod» berüchtigt und soll 1941 als SS-Arzt zahlreiche Häftlinge mit Injektionen ins Herz gefoltert und getötet haben. Heim arbeitete nach dem Krieg als Arzt in Süddeutschland. Als Anfang der 60er Jahre Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter. Den Recherchen zufolge konvertierte Heim an seinem Zufluchtsort Kairo Anfang der 80er Jahre zur Tarnung zum Islam und trug seitdem den Namen Tarek Farid Hussein. Vorher habe er unter seinem zweiten Vornamen als Ferdinand Heim in Kairo gelebt. Sein Sohn Rüdiger bestätigte laut ZDF, dass Heim jahrelang in Kairo lebte und dort starb. «Ja, mein Vater hat in Kairo gelebt», wurde Rüdiger Heim zitiert. Er habe ihn Mitte der 70er Jahre erstmals in Kairo besucht und ihn später nach einer Krebsoperation Anfang 1990 über mehrere Monate gepflegt. Die Diagnose sei «nicht heilbar» gewesen. «Anschließend gab es dann eine Chemotherapie und eine Strahlentherapie.» 1992 sei Aribert Heim gestorben. «Am Tag nach dem Ende der Olympiade, am 10. August frühmorgens, ist er eingeschlafen», wurde Rüdiger Heim zitiert, der in Baden-Baden lebt.
Aktentasche mit mehr als 100 Dokumenten
Bei Recherchen in Ägypten sprach das ZDF nach eigenem Bericht mit Augenzeugen und fand die Aktentasche Heims mit mehr als 100 Dokumenten. Unter ihnen befänden sich die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische Unterlagen, die Heim bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Danach lässt sich zweifelsfrei nachweisen, dass Hussein und der gesuchte Nazi-Verbrecher ein und dieselbe Person sind. Die Recherchen würden von zahlreichen Zeugen bestätigt. Nach Angaben seines Sohnes reiste Heim nach der Ausstellung des Haftbefehles 1962 über Frankreich, Spanien und Marokko auf dem Landweg nach Ägypten. Das Geld für seinen Lebensunterhalt sei ihm von seiner Schwester in unregelmäßigen Abständen überwiesen worden, hieß es weiter. Sie stammten demnach aus den Einnahmen eines Mietshauses in Berlin, das Heim gehörte.
«Er hat das von sich gewiesen»
Im ZDF-Interview berichtete Rüdiger Heim laut Mitteilung detailliert über die Begegnungen mit seinem Vater zwischen 1975 und 1992. Dabei habe er ihn auf die Vorwürfe angesprochen, die ihm im Detail aber erst seit der Medienberichterstattung über das sogenannte Sühneverfahren gegen Aribert Heim im Jahr 1979 bekanntgeworden seien: «Dann habe ich ihm natürlich diese Frage gestellt, ob er diese Person ist. Und ich kann jetzt nur wiedergeben, was er mir gesagt hat - ich bin kein Staatsanwalt, ich bin kein Richter - er hat das von sich gewiesen.» Ägyptische Freunde, Bekannte und auch der Arzt Heims wussten den Recherchen zufolge nichts von der Vergangenheit des KZ-Doktors. Übereinstimmend hätten sie aber die Umstände um die Krebserkrankung und den Tod Heims im Sommer 1992 bestätigt. Demnach sollte der Leichnam nach dem Willen des Verstorbenen medizinischen Zwecken zur Verfügung gestellt werden. Da dies nach islamischem Recht verboten sei, sei Heim offenbar auf einem Armenfriedhof nahe der Kairoer Altstadt begraben. Die Grabstellen würden nach wenigen Jahren wieder freigegeben, so dass die Chance, sterbliche Überreste zu finden, gering sei. (AP)