Nordkorea setzt unbeirrt auf Konfrontation

Das kommunistische Nordkorea setzt trotz aller Appelle von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu einem Kurswechsel weiter auf Konfrontation.
von  dpa

Das kommunistische Nordkorea setzt trotz aller Appelle von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu einem Kurswechsel weiter auf Konfrontation.

Seoul - Das Militär verlegte eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.

Die Raketen haben eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen. Als Reaktion entsandte die südkoreanische Marine zwei mit speziellem Radar ausgestattete Zerstörer, um einen möglichen Raketenstart aufzuzeichnen.

Südkorea rechnet nach Angaben eines ranghohen Militärs damit, dass die Raketen als "Überraschung" abgefeuert werden. Dafür spreche, dass sie auf mobile Abschussrampen installiert und anschließend versteckt worden seien. Unklar sei, ob die Raketen für eine Militärübung oder einen Test verlegt worden seien, zitiert Yonhap den Militär. Beobachter schließen nicht aus, dass die Raketen anlässlich der Feierlichkeiten zum 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung am 15. April abgeschossen werden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zuvor Nordkorea im Konflikt mit den USA und Südkorea zu einem Kurswechsel aufgerufen. "Atomwaffen sind kein Spielzeug", betonte der Südkoreaner am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Madrid. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate. "Ich bin besorgt, denn jeder Kalkulationsfehler und jede Fehleinschätzung können in der jetzigen Lage auf der koreanischen Halbinsel eine Krise auslösen, die äußerst schwerwiegende Folgen hätte."

Eine Entspannung ist auch nicht in dem von Nord- und Südkorea gemeinsam betriebenen Industriepark Industrieregion Kaesong in Sicht. Die Führung in Pjöngjang verweigert seit Mittwoch sowohl südkoreanischen Pendlern als auch Lieferanten die Einreise. Wegen eines Feiertages in Nordkorea erschienen die 53 000 nordkoreanischen Mitarbeiter am Freitag ohnehin nicht zur Arbeit in den 123 Unternehmen.

Drei Textilunternehmen haben nach Angaben des südkoreanischen Vereinigungsministeriums bereits die Arbeit einstellen müssen, weil der Nachschub stockt. 608 südkoreanische sowie sechs chinesische Mitarbeiter hielten sich noch in der Industriezone auf. Für sie bestehe derzeit kein Sicherheitsrisiko. Allerdings reichten die Nahrungsmittel maximal noch eine Woche.

Trotz aller Drohungen aus Nordkorea gibt es für Reisende nach Südkorea derzeit noch keine Einschränkungen. "Uns sind bisher keine Einschränkungen für Touristen bekannt", erklärte eine Sprecherin des Fremdenverkehrsamtes. Das gelte auch für die bei Touristen beliebten Touren an die innerkoreanische Grenze. Auch das Auswärtige Amt in Berlin sieht derzeit keine konkrete Gefährdung deutscher Staatsangehöriger.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als äußerst gespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanische Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt. Am Samstag rief Pjöngjang den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea aus. Seit den 1950er Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg.

Als weitere Eskalationsstufe drohte das kommunistische Regime den USA offiziell mit einem Atomschlag. Allerdings bezweifeln Experten, dass das Land auf Jahre hinaus in der Lage sein wird, US-Festland mit einer Atomrakete zu treffen.

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