Nordkorea droht Süden mit Militärschlag

PJÖNGJANG - Der Ton Pjöngjangs wird schärfer: Der Beitritt Südkoreas zu einer US-Initiative gegen Massenvernichtungswaffen werde als «Kriegserklärung» aufgefasst. Das kommunistische Regime hat erneut eine Kurzstreckenrakete abgefeuert.
Nach Südkoreas erklärtem Beitritt zu einer von den USA geführten Initiative gegen Massenvernichtungswaffen hat Nordkorea mit militärischen Schritten gedroht. Die volle Teilnahme Südkoreas an der «Proliferations-Sicherheitsinitiative» (PSI) werde als «Kriegserklärung gegen uns» aufgefasst, zitierten staatliche Medien am Mittwoch einen Armeesprecher.
Jede «feindselige Handlung gegen unsere friedlichen Schiffe, einschließlich Durchsuchung und Beschlagnahme» werde unverzüglich mit einem Militärschlag beantwortet, hieß es. Nordkorea könne nicht mehr die Sicherheit südkoreanischer und amerikanischer Schiffe entlang der innerkoreanischen Seegrenze im Gelben Meer garantieren.
Die südkoreanische Regierung hatte nach dem Atombombentest des Nordens am Montag mitgeteilt, das Land werde dem von den USA geführten Programm beitreten, das 2003 aufgelegt wurde, um Staaten wie Nordkorea oder Iran am Handel mit Raketen oder Nukleartechnologie zu hindern. Mitglieder der Initiative sind aufgerufen, die mögliche Durchsuchung auch von verdächtigen nordkoreanischen Schiffen zu unterstützen. Pjöngjang hatte bereits früher erklärt, einen Beitritt Südkoreas als «Kriegserklärung» zu betrachten.
Neuer Raketentest
Zugleich erklärte der Sprecher, Nordkorea sehe sich nicht mehr an das seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-1953) noch gültige Waffenstillstandabkommen gebunden. Wenn das Abkommen aufgelöst sei, werde die koreanische Halbinsel zum Kriegszustand zurückkehren. Die Volksarmee werde in dem Fall zu passenden militärischen Aktionen gezwungen sein.
Zudem feuerte das kommunistische Nordkorea erneut eine Kurzstreckenrakete ab. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Sprecher des Präsidialamtes in Seoul am Mittwoch berichtete, fand der Abschuss einer Boden-Schiffs-Rakete am Dienstagabend kurz nach 21.00 Uhr Ortszeit statt. Die Rakete sei in Richtung des Japanischen Meers abgefeuert worden. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
Russland will harte Resolution mittragen
Nordkorea hat nach Medienberichten offensichtlich seine umstrittene Atom-Wiederaufarbeitungsanlage neu gestartet, in der es bombentaugliches Plutonium gewinnen kann. Es gebe aufgrund der Auswertung von Satellitenbildern verschiedene Hinweise auf die Wiederinbetriebnahme der Anlage im nordkoreanischen Atomkomplex Yongbyon, berichtete die südkoreanische Zeitung «Chosun Ilbo» am Mittwoch. Wesentliche Teile seiner Nuklearanlagen hatte Nordkorea im Rahmen eines im Februar 2007 geschlossenen Abkommens unbrauchbar gemacht.
Pjöngjang droht im nächsten Schritt des Weltsicherheitsrats eine neue «scharfe Resolution». Russlands UN-Botschafter Vitali Tschurkin signalisierte bereits, dass sein Land einen solchen Schritt im Sicherheitsrat mittragen werde. China protestierte nach Angaben eines Sprechers des Außenministeriums inzwischen direkt gegen die Politik Nordkoreas. (dpa/AP)