Nick Clegg: Das liberale Zünglein an der Waage
LONDON - Nach der Parlamentswahl in Großbritannien mit ihrem nicht eindeutigen Ergebnis sind in England alle Augen auf die Liberaldemokraten und ihren Chef Nick Clegg gerichtet. Die drittgrößte Partei des Landes könnte zum Zünglein an der Waage werden.
Die drittgrößte Partei des Landes könnte bestimmen, ob künftig die konservativen Tories mit David Cameron regieren oder ob es bei Labour und Gordon Brown bleibt. Noch am Samstag will Clegg mit den Spitzen seiner Partei das weitere Vorgehen beraten. Wann sich die Liberaldemokraten treffen wollen und ob noch am selben Tag weitere Gespräche mit Cameron oder Brown anstehen, ließen die Verhandlungspartner nicht durchsickern.
«Ich werde sie später auf dem Laufenden halten», war am Samstagmorgen der einzige Kommentar Cleggs zu den wartenden Journalisten vor seinem Haus. Parteikollege Simon Hughes kündigte an, die Gespräche mit den Tories könnten mehrere Tage dauern. Bei der Wahl am Donnerstag hatten die Konservativen zwar die meisten Sitze im Parlament errungen, die absolute Mehrheit aber verfehlt. Brown und die Sozialdemokraten mussten eine dramatische Wahlschlappe einstecken, gaben sich aber nicht geschlagen.
Die Zeitung «The Sun» bezeichnete Brown am Samstag als «Hausbesetzer», weil er mit aller Macht versuche, trotz seiner Niederlage in der Downing Street Nummer 10 zu bleiben. Auch die «Times» war der Meinung, Cameron habe ein Anrecht auf das Amt des Premierministers. Die Tories hatten 306 Sitze im Unterhaus bekommen, Labour 258. Weil keine der Parteien eine absolute Mehrheit hat, sehen sich die Briten mit einer für sie ungewöhnlichen Situation konfrontiert: Erstmals seit 1974 werden sie eine Minderheiten- oder eine Koalitionsregierung bekommen. Jetzt wird auch über eine Reform des britischen Mehrheits-Wahlsystems diskutiert.
(dpa)
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