Nicht nur meckern

AZ-Chefreporter Matthias Maus über fehlendes Vertrauen in Politiker.
von  Matthias Maus
Der Bundestag in Berlin: Die deutschen Politiker genießen kein besonders großes Vertrauen in der Bevölkerung.
Der Bundestag in Berlin: Die deutschen Politiker genießen kein besonders großes Vertrauen in der Bevölkerung. © dapd

Nur noch jeder zehnte hat Vertrauen zu Politikern. Na und? Sie sind ja auch die letzten. Oder?

Sie sagen selten die Wahrheit. Das Trauerspiel um die Euro-Rettung zum Beispiel: Mindestens so sehr ein Kommunikationsdesaster wie eine Finanzdebakel. Wider besseres Wissen und aus Angst vor der Wahrheit ziehen Merkel und Seehofer eine rote Linie nach der anderen, die sie später kleinlaut überschreiten. Das sieht überfordert aus und unaufrichtig.

Nicht honorig ist es auch, Wasser zu predigen und heimlich Wein zu trinken. Hochbezahlte Vorträge vor Managern passen nicht so recht zu einem, der dem Volk dienen will. Nicht nur für Steinbrück ein Problem. Gravierender ist der Vorwurf, sie handelten aus unlauteren Motiven. Das Betreuungsgeld nützt der CSU, nicht der Familienpolitik. Die Abschaffung der Praxisgebühr soll die FDP retten, die Rechnung zahlt später der Versicherte.

Die Litanei soll hier stoppen. Unehrlichkeit ist kein Privileg von Politikern, Weder die Werbung noch der Handy-Vertrag, weder der Reisekatalog noch der ewige Liebesschwur halten, was er versprechen. Versteckte Motive und doppeltes Spiel sind so alltäglich wie die Tageszeitung. Es ist wohlfeil, sich über Politiker erregen, auch wenn es viele gibt, die sich redlich und fleißig mühen. Und wir haben ein Privileg in der Demokratie: Wenn uns die Politiker nicht gefallen, dann können wir andere wählen. Und wenn uns die Politik nicht gefällt, dann können wir sie selber machen. Besser als meckern ist das allemal.

 

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