Nicht nur draufhauen

Waden schmecken ihm nicht, aber Bierzelte kann er auch: Was der neue CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg alles anders machen will – vor allem anders als Markus Söder
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Der 36-jährige Adelige ist der neue CSU-General: Karl-Theodor zu Guttenberg.
dpa Der 36-jährige Adelige ist der neue CSU-General: Karl-Theodor zu Guttenberg.

MÜNCHEN/BERLIN - Waden schmecken ihm nicht, aber Bierzelte kann er auch: Was der neue CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg alles anders machen will – vor allem anders als Markus Söder

Die richtige E-Mail-Adresse in der CSU-Zentrale kennt er noch nicht auswendig, seinen ersten Auftritt als designierter CSU-Generalsekretär in der Bundespressekonferenz hat er am Freitag souverän absolviert: Karl-Theodor zu Guttenberg (36) soll heute vom CSU-Vorstand auf Vorschlag von Horst Seehofer zum neuen Generalsekretär gekürt werden. Der junge Adlige gilt als Intellektueller mit einem gewissen Hang zur Unabhängigkeit; den Vorsitz der CSU Oberfranken hat er sich mit einer fulminanten Rede erkämpft, obwohl eigentlich schon alles ausgeklüngelt war. Die AZ sprach mit ihm.

AZ: Herr zu Guttenberg, bisher haben Sie immer mit Vehemenz erklärt, warum Außenpolitik Ihr Spezial-Fach ist. Jetzt werden Sie Generalsekretär – und ein Tierarzt wird Schul-Staatssekretär. Offenbar muss man in der CSU manchmal umschulen?

KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG: Es sollte der Grundanspruch sein, sich nicht nur auf ein Fachgebiet zu kaprizieren. Es steht es der CSU aber auch nicht schlecht an, weiter profilierte Außenpolitiker zu haben.

Bisher sind Sie in Berlin eher auf der vornehmen diplomatischen Bühne aufgetreten, gelten als differenziert und dialogorientiert. Können Sie auch Bierzelte?

Ich habe eine große Leidenschaft für Bierzelte und noch keine Anfrage für ein Bierzelt ausgelassen, im Gegenteil! Auch wenn das nicht jeder Charakterisierung meiner Person entspricht.

Ihre Vorgänger, etwa Markus Söder, haben das Amt des Generalsekretärs wadlbeißerisch und haudraufmäßig gestaltet. Was werden Sie ändern: sich oder das Amt?

Ich werde vor allem versuchen, ich selbst zu bleiben. Gleichzeitig aber werde ich versuchen, zwei Anforderungen zu erfüllen – natürlich für den Fall, dass ich heute das Vertrauen des Vorstands bekomme, dieses Amt auszuüben. Zum einen hat mich Horst Seehofer gebeten, auch ein argumentierender und erklärender Generalsekretär zu sein. Kommunikativ auf die Wähler und in die Partei hineinzuwirken, wo es Defizite gibt, nicht nur Schlagworte hinzuwerfen. Politik, die sich nur aufs Poltern beschränkt, kommt dem berechtigten Wunsch der Bürger nach Erklärungen nicht genug entgegen. Ich bin kein Wadenbeißer im klassischen Sinn, da fehlt mir schon der Geschmack an Waden. Zum anderen hat Horst Seehofer mich geben, dort wo es notwendig ist, auch klar und deutlich zu sein. Beides liegt mir.

Stichwort Seehofer: Er spricht von einer neuen Ära in der Partei. Wird jetzt alles anders?

Es gab eine deftige Erschütterung am 28. September. Jetzt ziehen wir daraus die Konsequenzen, inhaltlich und personell. Ja, das ist ein echter Aufbruch.

Und was heißt das für Berlin im Wahljahr 2009? Wird sich die CSU auch gegen die CDU profilieren?

Die CSU war immer eine bundespolitisch höchst bedeutsame Partei, auch mit internationalem Anspruch. Wir sind kein regionales Anhängsel, sondern eine selbstbewusste eigene Partei. Es gilt, die bundespolitische Bedeutung zu erhalten und zu stärken, ein Stück Unverwechselbarkeit zum Teil wieder zu schaffen.

In der Tat hat der Einfluss zuletzt etwas abgenommen. Das Rettungspaket für die Banken etwa haben CDU und SPD weitgehend unter sich ausgehandelt. Und nun geht auch noch das bisherige Schwergewicht unter den CSU-Ministern nach München.

Einspruch. Die CSU war und ist in Berlin immer ein Schwergewicht. Dafür sorgt die Landesgruppe und stellt dies dar, mit den unterschiedlichen fachlichen Begabungen, mit der uns eigenen Art. Dazu kommt ab jetzt noch, dass auch der Generalsekretär in Berlin verankert ist. Und vor allem, dass wir einen außerordentlich starken Parteichef und Ministerpräsidenten in Personalunion haben, der in Berlin auf Augenhöhe mit den Vorsitzenden der anderen Parteien, also auch der Kanzlerin, auftritt.

Interview: Anja Timmermann

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