New York ruft – und Merkel hat wenig im Gepäck

Bei der Hilfe für die Dritte Welt sieht Deutschland nicht gut aus: Es verfehlt die selbst gesteckten Ziele deutlich. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das aber nicht so dramatisch
von  Abendzeitung
"Licht und Schatten" gebe es im Hinblick auf die deutsche Entwicklungshilfe, räumte Kanzlerin Angela Merkel in New York ein.
"Licht und Schatten" gebe es im Hinblick auf die deutsche Entwicklungshilfe, räumte Kanzlerin Angela Merkel in New York ein. © dpa

Bei der Hilfe für die Dritte Welt sieht Deutschland nicht gut aus: Es verfehlt die selbst gesteckten Ziele deutlich. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das aber nicht so dramatisch

NEW YORK Die Ziele waren ehrgeizig: Bis 2015 sollten Hunger und Armut in der Welt halbiert sein, vereinbarte die Weltgemeinschaft zur Jahrtausendwende als „Millenniumsziele“. Jetzt ziehen die Staatschefs bei einem Millenniumsgipfel in New York ernüchternde Bilanz: Trotz mancher Fortschritte sind die ursprünglichen Ziele in den verbleibenden fünf Jahren nicht erreichbar. Es fehlt vor allem an Geld.

Und da steht auch Deutschland am Pranger: Das Versprechen, die Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, bleibt wohl ein frommer Wunsch. Zuletzt war es gerade mal die Hälfte. Herbe Kritik daran holte die in New York weilende Kanzlerin gestern von zu Hause ein: „Das ist ein verheerendes Signal an den Rest der Welt“, schimpfte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel gab den Zerknirschten: „Wir sind im Moment nicht im Plan, das ist richtig.“

Dabei tat Bundeskanzlerin Angela Merkel in New York ihr Bestes, um sich die global besorgte Krisenmanagerin heraushängen zu lassen: Küsschen mit Dritte-Welt-Aktivist Bob Geldof beim Empfang der Deutschen, die Verleihung der Leo-Baeck-Medaille für Verdienste um die deutsch-jüdische Aussöhnung, dazu Treffen mit Staatschefs aus afrikanischen Ländern und am Abend eine Rede vor dem Gipfel. Nicht zu vergessen viele schöne Fotos von der Kanzlerin und ihrem Tross in der Hauptstadt der Welt.

Dazu gab sich Bundeskanzlerin Angela Merkel Mühe, den Stand bei der Hilfe für Afrika und andere Notregionen nicht nur in düsteren Farben zu malen. „Licht und Schatten“ gebe es bei der Entwicklungshilfe, sagte Merkel. „Die Wahrheit ist sehr konkret – Hungern weniger Menschen? Sterben weniger Kinder und Mütter? Und leben weniger Menschen in Armut?“ Die Antwort auf die selbstgestellten Fragen lautet jedesmal: Ja.

Doch Merkels Zwischenbilanz hat einen Schönheitsfehler, auf den der britische Entwicklungshilfeminister Andrew Mitchell Merkel wenig diplomatisch hinweist: Es ginge noch besser. Großbritannien etwa werde das 0,7-Prozent-Ziel erreichen, sagte Mitchell. Und zwar schon vor 2015. Die Kanzlerin hat andere Ideen: Sie will die Entwicklungsländer mehr in die Pflicht nehmen. Einen Teil der Gelder sollen sie künftig erst bekommen, wenn sie selbst Erfolge nachweisen.

mue

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