Neues von Thilo Sarrazin: "Kinder nur für die, die damit fertig werden"
BERLIN - Politiker ist er nicht mehr, sondern Vorstand bei der Bundesbank. Das hinderte Thilo Sarrazin aber nicht daran, derbe Sprüche auszuteilen. Diesmal ging es gegen unehrliche Banker, unfähige Eltern und verschwenderische Hartz IV-Empfänger.
Der ehemalige Berliner Finanzsenator und neue Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin hat davor gewarnt, die sozialen Probleme mit mehr Geld lösen zu wollen. Die Politiker müssten vielmehr darauf drängen, das Verhalten der Menschen zu ändern, sagte Sarrazin in einem Interview mit dem Magazin «Stern».
«Die große Frage ist: Wie kann ich es schaffen, dass nur diejenigen Kinder bekommen, die damit fertig werden», sagte der ehemalige Politiker. Gegenwärtig würden manche Frauen zwei, drei oder mehr Kinder in die Welt setzen, obwohl sie «nicht das Umfeld» oder «die persönlichen Eigenschaften» hätten, «um die Erziehung zu bewältigen». Deswegen müsse das Sozialsystem so geändert werden, «dass man nicht durch Kinder seinen Lebensstandard verbessern kann, was heute der Fall ist», sagte Sarrazin.
Verschwenderische Hartz IV-Empfänger
Er kritisierte auch den Umgang vieler Hartz-IV-Empfänger mit Energie. Weil Städte und Gemeinden die Heizkosten übernehmen würden, gingen die Bedürftigen oft verschwenderisch mit Energie um. «Hartz-IV-Empfänger sind erstens mehr zu Hause; zweitens haben sie es gerne warm, und drittens regulieren viele die Temperatur mit dem Fenster», sagte Sarrazin.
Besonders in seiner Zeit als Berliner Finanzsenator ist Sarrazin immer wieder mit derben Sprüchen aufgefallen, die sich vor allem gegen sozial Schwächere richteten. «Wenn man sich das anschaut, ist das kleinste Problem von Hartz IV-Empfängern das Untergewicht», ist eines der umstrittenen Zitate. Diskussionen löste auch sein Vorschlag für ein 3,76 Euro-Hartz IV-Menü aus.
«Die Renten müssen real fallen»
In seinem Interview mit dem «Stern» gab Sarrazin auch die Einschätzung, dass sich die Deutschen auf sinkende Renten einstellen müssen. «Langfristig müssen die Renten natürlich real fallen», sagte er. Gegenwärtig komme auf einen Arbeitnehmer statistisch gesehen ein halber Rentner, in 25 bis 35 Jahren liege das Verhältnis bei eins zu eins. Deshalb müssten die Renten «langfristig auf das Niveau einer Grundsicherung sinken». Die bevorstehende Rentenerhöhung im Juli beurteilte er als «völlig unsinnige Maßnahme». Dadurch würden die Altersbezüge «übermäßig» erhöht.
Sarrazin, der bis Ende April Finanzsenator war, warb dafür, dass die Menschen verstärkt selbst für das Alter vorsorgen sollten. Dabei solle der Bürger vor allem auf sichere Anlagen wie Bundesanleihen setzen und sich nicht von den Versprechungen der Geldinstitute blenden lassen. «Man muss den Leuten sagen: Glaube keinem Bankberater.»
Trotz Rentengarantie rechnet ein Großteil der Bundesbürger mit sinkenden Renten. In einer am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage für das Magazin «Stern» und den Fernsehsender RTL erklärten dies 74 Prozent, nur 22 Prozent vertrauen auf die Regierung. (nz/AP)
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