Neuer Zoff im Bundesbank-Sarrazin-Theater

Hat Bundesbankpräsident Axel Weber erst gegen Sarrazins Interview protestiert, als es schon erschienen war, wie zwei Medien behaupten? Nein, entgegnet nun die Bundesbank, Weber habe bestimmte Passagen schon vorher beanstandet.
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Axel Weber und Thilo Sarrazin
dpa Axel Weber und Thilo Sarrazin

Hat Bundesbankpräsident Axel Weber erst gegen Sarrazins Interview protestiert, als es schon erschienen war, wie zwei Medien behaupten? Nein, entgegnet nun die Bundesbank, Weber habe bestimmte Passagen schon vorher beanstandet.

Bundesbankpräsident Axel Weber hat Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin nach Darstellung der Notenbank rechtzeitig vor der Veröffentlichung seines umstrittenen Interviews in «Lettre International» zur Integration gewarnt.

Die Bundesbank wies am Wochenende die Darstellung von «Spiegel» und «Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung» zurück, Weber habe erst gegen das Interview protestiert, als die Ausgabe von «Lettre International» bereits in Druck gewesen sei. «Herr Weber hat Passagen in dem Interview sofort nach Kenntnisnahme als inakzeptabel bezeichnet und seinen Pressechef Benedikt Fehr beauftragt, dies an Herrn Sarrazin weiterzugeben. Herr Fehr hat dies Herrn Sarrazin rechtzeitig vor der Drucklegung mitgeteilt», erklärte die Bundesbank.

«Der Spiegel» schrieb zudem, Fehr habe nach eingehender Lektüre keine grundsätzlichen Bedenken gegen das Sarrazin-Interview gehabt, sondern lediglich in einer «freundlichen Mail» Änderungen angeregt, die auf Anweisung Sarrazins alle ins Manuskript übertragen worden seien.

Vier Änderungsvorschläge

Auch nach einem Bericht der «FAS» konnte der Pressesprecher der Mail zufolge keine diffamierenden Passagen erkennen, mit Ausnahme der vier Änderungsvorschläge. Die Bundesbank versicherte dagegen am Wochenende, Sarrazin habe «frühe Warnungen der Kommunikationsabteilung vor möglichen heftigen Reaktionen auf das Interview ignoriert. Das Gespräch wurde von Herrn Sarrazin selbst autorisiert, nicht von der Bundesbank.»

Das Interview Sarrazins, der bereits als Berliner Finanzsenator mit provokanten Äußerungen polarisiert hatte, hatte für Empörung gesorgt. Vor allem zwei Sätze werden kritisiert: «Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate.» Und: «Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.»

Weber distanzierte sich umgehend öffentlich von den Äußerungen Sarrazins, der sich später entschuldigte. Als Konsequenz aus der Affäre wurde Sarrazin im Vorstand teilweise entmachtet. Die Bundesbank entzog ihm die Zuständigkeit für das wichtige Ressort Bargeld. (AP/nz)

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