Neuer JU-Chef ruft zu Geschlossenheit nach Kampfkandidatur auf
Inzell - "Im Team geht es nur", rief Ziemiak nach seiner Wahl am späten Freitagabend im bayerischen Inzell den rund 300 Delegierten zu. Er versicherte nach Monaten des erbitterten Wahlkampfes, beide Lager nun zusammenbringen zu wollen.
Der 29-Jährige setzte sich mit 63 Prozent der als gültig gewerteten Stimmen gegen Benedict Pöttering (31) durch, der auf 37 Prozent kam. Ziemiak löst Philipp Mißfelder ab, der nach zwölfjähriger Rekordamtszeit nicht wieder kandidierte. Mit 35 Jahren hat er die JU-Altersgrenze erreicht und scheidet aus. Die JU ist nach eigenen Angaben mit 117 000 Mitgliedern größter Jugendverband Europas.
Am Samstag werden auf dem Kongress der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber und Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) erwartet. Schwerpunktthemen sind Digitalisierung und Landwirtschaft.
In einer umjubelten Bewerbungsrede hatte Ziemiak den Delegierten zugerufen: "Wir sind das Land der Möglichkeiten, die Junge Union muss die Organisation der Möglichkeiten sein." Und: "Wenn du hart arbeitest, dann kannst du es schaffen - das ist der Geist der Jungen Union." Ihre Botschaft sei, dass sie den Staat und nicht den Menschen verändern wolle. Letzteres sei das Bestreben von Linke und Grünen.
Pöttering hatte die Junge Union zu mehr Mut auch gegenüber der Union aufgerufen: "Wir sollten jetzt aufstehen und unsere Interessen klar und mutig vertreten. Unsere Schwächen im Auftritt gegenüber der Mutterpartei müssen wir überwinden."
Die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zuvor an die junge Generation appelliert: "Gestalten Sie Ihr Leben. (...) Veränderung kann zu etwas Wunderbarem führen." Sie rief Jung und Alt zum Zusammenhalt auf und stimmte beide Seiten auf große Anstrengungen ein, damit dieser Zusammenhalt nicht "außer Rand und Band" gerate. Sie pochte erneut auf einen höchst sensiblen Umgang mit Sterbehilfe: "Ich bin überzeugt, dass wir da eine sehr restriktive Haltung haben sollten."
Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber rief die Junge Union eindringlich auf, stärker für die Interessen der jungen Generationen zu kämpfen. "Es ist wichtig, dass ihr euch massiv in die politischen Debatten einschaltet – sofern sie überhaupt geführt werden", sagte der frühere bayerische Ministerpräsident am Samstag in Inzell.
In der heutigen Politik stünden kurzfristige Gegenwartsinteressen oft vor langfristigen Zukunftsperspektiven. Deshalb bestehe die Gefahr, dass die Interessen der Jugend übergangen würden. "Seid laut, seit deutlich, und lasst es nicht zu, dass der Wohlstand in Deutschland nur noch verwaltet wird", rief Stoiber den Delegierten zu. "Das Wohlfühlen von heute garantiert nicht den Wohlstand von morgen."