Neuer Job für Ex-Außenminister: Joschka macht BMW grün
MÜNCHEN - Er war der Lieblingsfeid der CSU, Jetzt berät Ex-Außenminister Joschka Fischer den münchner Autokonzern BWM. Wie der bayerische Autobauer vom einstigen Ober-Öko profitiert
Für die CSU war er der personifizierte politische Teufel: Joschka Fischer, der einstige Straßenkämpfer in Turnschuhen, der Taxifahrer, der größte CSU-Feind. Warum ausgerechnet der jetzt das Aushängeschild des Freistaats, den Autokonzern BMW, grüner machen soll? Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) rümpfte schon ein bisschen die Nase, als nun mit Norbert Reithofer erstmals ein BMW-Chef in den Landtag zu einer Diskussion kam. Sie bohrte: „Warum ausgerechnet der?“ „Es läuft gut mit ihm, wir sind zufrieden“, überzeugte Reithofer die CSU-Frau und erzählte erstaunliche Dinge.
Eigentlich wollte BMW ja die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright als Beraterin engagieren. Beim ersten Treffen brachte sie ihren deutschen Partner und Mitarbeiter in ihrer Beraterfirma mit: Joschka Fischer!
Die Not brachte die beiden Weltanschauungen zusammen. Fischer, dem einst das Benzin nicht teuer genug sein konnte. Und BMW, die Autos für die Überholspur bauen und noch immer mit ihrem Schlachtschiff X5 & Co. weltweit die größten Erfolge feiern. Doch die US-Regierung hat die Autobauer rigoros unter Druck gesetzt. Wer bis 2016 kein Elektroauto und keinen Hybrid im Angebot hat, bekommt für seine Autoflotte keine Zulassung mehr in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und das ist für BMW noch immer der größte Absatzmarkt vor Deutschland.
Als Norbert Reithofer zum ersten Mal gemeinsam mit Fischer in Washington bei einer Diskussion auftritt, staunt der Münchner, welches Ansehen der Ex-Außenminister in den USA genießt. Und im Oktober bringt Fischer in München die BMW-Führungskräfte auf neuen Kurs. In zwölf Minuten sind alle 500 Plätze vergeben.
Vor drei Wochen war Fischer im BMW-Werk von Landshut. Betriebsratschef Willibald Löw hatte ihn eingeladen. In seine Rolle als grünes Gewissen von BMW hat sich der Ex-Außenminister offenbar schon eingelebt: Er sei früher Audi gefahren, sagt Fischer den 2000 Mitarbeitern. „Aber jetzt bitte nicht mit Gegenständen werfen“, kokettiert er. Jetzt – „Sie können sich jetzt schon mal locker machen für den Applaus“ – fahre er einen 520er Diesel-BMW. Und erzählt den 2000 Mitarbeitern, dass sich auch der bayerische Autobauer verändern muss.
Denn auch die Märkte ändern sich. Schon im nächsten Jahr wird China die USA als größter Automarkt ablösen. Reithofer: „Auf der Automesse in Peking werde ich nächste Woche verkünden, dass wir ein zweites Werk in China bauen.“
Angela Böhm
- Themen:
- Audi
- BMW
- Barbara Stamm
- CSU
- Elektroautos
- US-Regierung