Neue Umfrage sieht CSU nur bei 40 Prozent
MÜNCHEN / HAMBURG - Die CSU landet nach ihrem Umfragehoch wieder tief unten. Aber Seehofer ignoriert’s.
Die Wohlfühltage für die CSU in Kreuth sind vorbei. Dort lautete die Botschaft nach zwei Traumumfragen von 45 und 46 Prozent: Die CSU ist wieder Gipfelstürmer - und die Alleinherrschaft zum Greifen nahe. Freudig ließ Seehofer die Abgeordneten sogar die Bayernhymne singen. Jetzt der Schock: Die dritte Umfrage in diesem Jahr sorgt für Ernüchterung. Laut Forsa befindet sich die CSU weiter auf Talfahrt, liegt nur noch bei 40 Prozent, und würde nicht mal mehr mit der FDP regieren können. Denn die käme mit vier Prozent nicht ins Parlament.
Auf dem zweiten Platz landen die Grünen mit 20 Prozent. Die SPD rutscht weiter auf 16 Prozent ab. Die Freien Wähler kommen auf zehn Prozent. Besonders bitter für die CSU: Nach der Umfrage, die das Magazin Stern in Auftrag gegeben hat, legt die Union nämlich bundesweit zu und verbessert sich um ein Prozent. „Die CSU hat sich zu früh gefreut – es geht was in Bayern“, triumphieren die Grünen-Chefs Theresa Schopper und Dieter Janecek. SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher lästerte zum Ende der SPD-Klausur, er glaubt nicht, dass die CSU im Jahr 2013 mit Horst Seehofer als Spitzenkandidat in die Landtagswahl gehen wird: „Es gibt in der CSU doch eine starke Tendenz zum Schloss Guttenberg.“
Horst Seehofer ignorierte am Mittwoch im Kabinett die Horrorumfrage und schwieg sie einfach tot. Lieber schwelgt er in den 46-Prozent-Sphären der Erfolgsumfragen. Das bringt ihn sogar dazu, auf eine „Wahlheimat“ zu verzichten. Seinen Ministern erklärte er klipp und klar, dass er für keinen Stimmkreis zur Verfügung stehe und bei einer Spitzenkandidatur als Nummer 1 auf der Liste kandidieren wolle. Ein riskanter Plan. Seehofer hat kein Landtagsmandat. 2008 war die CSU auf 43,4 Prozent abgestürzt - kein Oberbayer kam mehr über die Liste ins Parlament.
Dabei hat die CSU extra für Seehofer in Ingolstadt einen Stimmkreis gezimmert - auf Kosten der Oberfranken, deren CSU-Chef Karl-Theodor zu Guttenberg ist. Kampflos will der Verteidigungsminister keinen Stimmkreis hergeben (AZ berichtete). Deshalb hat er sogar ein eigenes Gutachten in Auftrag vergeben. Im Kabinett sorgte das gestern für große Empörung. In der Seehofer-Runde hieß es: „Der Neuzuschnitt der Stimmkreise wird nicht nach Gutsherrnart gemacht.
Angela Böhm