Neue Runde der Gewalt in Nahost
Tel Aviv/Gaza/Kairo - Auf die schwersten Terrorangriffe in Israel seit drei Jahren haben Israelis und Palästinenser mit einer neuen Welle der Gewalt reagiert. Nachdem Terroristen am Vortag acht Israelis im Süden des Landes getötet und 31 verletzt hatten, griff die israelische Luftwaffe nach Angaben einer Armeesprecherin vom Freitag neun Ziele im Gazastreifen an. Dabei starben nach palästinensischen Angaben insgesamt sieben Menschen, darunter ein Baby und ein 13-jähriger Junge. Weitere 20 Menschen seien verletzt worden.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte, jeder, der Israel angreife, müsse dafür einen hohen Preis bezahlen. Für das Wochenende geplante Sozialproteste wurden von den Organisatoren abgesagt. Stattdessen sollen Mahnwachen mit Kerzen stattfinden.
Unterdessen feuerten Extremisten aus dem Gazastreifen mindestens 14 Raketen Richtung Israel ab. Eines der selbst gebauten Geschosse sei in eine Synagoge in der Hafenstadt Aschdod eingeschlagen, teilte die Armee mit. Medienberichten zufolge wurden zehn Menschen verletzt, davon zwei schwer. Die anderen Raketen explodierten nach diesen Angaben auf freiem Feld. Schon in den vergangenen Wochen waren fast täglich ein oder zwei solcher Raketen in Israel eingeschlagen.
Auch auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten floss Blut. In der Nacht zum Freitag wurden nach Angaben des Innenministeriums in Kairo entlang der ägyptisch-israelischen Grenze fünf ägyptische Grenzwächter getötet. Als Todesursache nannte ein Sprecher "willkürliche Schüsse während einer Suchoperation an der Grenze".
Drei der Ägypter sollen in der Nähe des Grenzpostens Taba von Kugeln getroffen worden sein, als israelische Grenzer versuchten, um sich schießende militante Palästinenser an der Flucht nach Ägypten zu hindern. Diese Angaben der lokalen Sicherheitskräfte wurden offiziell jedoch nicht bestätigt.
An einer Straßensperre östlich der Stadt Al-Arisch kam es etwa zur gleichen Zeit zu einem Gefecht zwischen Angehörigen der Sicherheitskräfte und einer Gruppe bewaffneter Angreifer. Die Polizei sprach von einem verletzten Angreifer. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden. In anderen Berichten hieß es, ein Polizist sei getötet worden.
Hunderte israelische Touristen beendeten am Freitag vorzeitig ihren Urlaub in den Badeorten der südlichen Sinai-Halbinsel und kehrten über den Grenzübergang Taba nach Israel zurück. Das berichteten Tourismus-Verantwortliche und ein Beobachter am Grenzübergang. Die Touristen hätten am frühen Morgen ihre Hotels in Scharm el Scheich, Taba und Dahab verlassen, hieß es.
Der Jüdische Weltkongress rief die internationale Gemeinschaft angesichts der Anschläge dazu auf, den geplanten Antrag der Palästinenser auf Aufnahme in die Vereinten Nationen nicht zu unterstützen. "Statt den Friedensprozess durch Unterstützung des einseitigen Schritts der palästinensischen Autonomiebehörde zum Entgleisen zu bringen (...) sollten die Vereinten Nationen einen Plan zur Beendigung von Gewalt, Fanatismus und Terrorismus in der Region ausarbeiten", forderte der Generalsekretär des Weltkongresse, Dan Diker.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas will jedoch nicht länger warten und im September seinen Antrag in New York stellen. Daran hätten auch die Anschläge im Süden Israels nichts geändert, hieß es in palästinensischen Kreisen in Ramallah.