Neue Perspektiven

Der Chefreporter der AZ Matthias Maus über das neue Nordafrika
München Bundesaußenminister Guido Westerwelle brachte ein paar Bleistifte mit. Der Bundesadler ist drauf, die Gastgeber der neuen tunesischen Regierungen sollen sich gefreut haben. Aber man soll nicht ungerecht sein. Immerhin ist Westerwelle einer der ersten, der den Revolutionshelden die Ehre gegeben hat.
Und es steht dringend zu hoffen, dass Europa mehr zu bieten hat, als ein paar schöne Schreibgeräte. So geht es nämlich nicht weiter. Die Ursachen für die Aufstände in und die Flucht aus Nordafrika sind nicht von heute auf morgen zu beseitigen.
Viel zu lange hat Europa vor allem die Regime gestützt, die ihre Leute nicht nur unterdrückten, sondern auch einsperrten. Wenn all die Bekenntnisse zu Demokratie und Menschenrechten etwas zählen, dann muss sich auch Europa ändern.
Es ist ein Wandel, der nicht halb so radikal ist wie die Umwälzungen an der Südküste des Mittelmeers. Wie wär’s mit einem Investitionsprogramm der EU für Tunesien und das neue Nordafrika? Utopie? Mit Desertec haben sich mehrere Unternehmen schon mit einem gigantischen Solarprojekt in die Wüste gewagt.
Die Flucht vermeiden, in dem man Fluchtursachen beseitigt. Diese Doktrin der Entwicklungspolitik kann, nein: muss Europa mit Leben füllen. Uns bleibt keine Wahl. Das neue Nordafrika muss Perspektiven haben, und die gibt es über wirtschaftlichen Aufschwung. Europa muss einen Beitrag leisten.