Neue Impfverordnung: Fragen und Antworten zur Corona-Impfung

Viele warten auf die ersehnte Corona-Impfung. Eine neue Verordnung und aktuelle Zahlen zu den Lieferungen zeigen, wer wann zum Zug kommt. Doch längst nicht alle wollen noch länger warten.
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Der Stoff, aus dem die Freiheit ist? Ein Mitarbeiter eines Impfzentrums bereitet eine Spritze mit Impfstoff vor.
Der Stoff, aus dem die Freiheit ist? Ein Mitarbeiter eines Impfzentrums bereitet eine Spritze mit Impfstoff vor. © Robert Michael/dpa

Alle Erwachsenen sollen in den nächsten Monaten in Deutschland bei der Corona-Impfung an die Reihe kommen - bloß wann? Vom Astrazeneca-Impfstoff sind am Wochenende die ersten Lieferungen eingetroffen. Am Montag trat eine veränderte Corona-Impfverordnung in Kraft. Zentrale Fragen lassen sich nun klarer beantworten:

Bis wann sollen die Über-80-Jährigen geimpft sein?

Um den Wechsel zum zweiten Quartal Ende März herum. So hat es Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versprochen. Das gilt auch für andere in der ersten Gruppe mit höchster Priorität: Pflegeheimbewohner, Pflegekräfte in Heimen, Personal in Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdiensten. Den 800.000 Heimbewohnern soll bis Mitte Februar ein "Impfangebot" gemacht werden - 630.000 wurden bisher geimpft.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). © Soeren Stache/dpa

Neue Impfdosen durch Einsatz des Astrazeneca-Impstoffs

Was ändert sich durch den Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs?
Das nach den Stoffen von Biontech/Pfizer und Moderna dritte Präparat bekommen vorerst nur Menschen zwischen 18 und 64 Jahren - es fehlen Daten zur Wirkung bei Älteren. Deshalb wird den Beschäftigten in Pflegeheimen oder Intensivstationen in dieser Altersgruppe nun vorrangig der Astrazeneca-Stoff geimpft. So bleibe mehr von den anderen Impfstoffen für die Hochbetagten. Spahn: "Ältere können so schneller als geplant geimpft werden."

Wie wirkt sich der erfolgte Astrazeneca-Impfstart nun aus?
Bis 19. Februar sollen 1,75 Millionen Astrazeneca-Dosen an die Länder geliefert und direkt verimpft werden. Es soll also kein Impfstoff für die nach neun bis zwölf Wochen fällige zweite Impfung aufbewahrt werden. Am 2. März sollen dann weitere 1,47 Millionen Dosen kommen. Während die Impfstoffe von Moderna und Biontech eine Wirksamkeit von 94 und 95 Prozent haben, sind es bei Astrazeneca nach einer neuen Studie nach der ersten Impfung nur 76 Prozent - und bis zu 82 Prozent nach der zweiten. Einige Pflegekräfte sollen Zwei-Klassen-Impfungen fürchten, wenn sie Astrazeneca bekommen.

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Corona-Impfung: Wann sind Menschen ab 70 Jahren an der Reihe?

Von April an, in Gruppe zwei mit hoher Priorität. Aktuell leben etwa 7,3 Millionen Menschen zwischen 70 und 80 in Deutschland sowie 5,7 Millionen in der Altersgruppe 80 plus. Bislang geliefert wurden 4,2 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna. Bis Anfang März kommen rund 3,2 Millionen Astrazeneca-Dosen dazu. Von Biontech sollen bis Ende Februar mehr als 2,5 Millionen weitere Dosen geben, von Moderna bis Mitte Februar 182.400 Dosen.

Wann sollen Menschen mit Vorerkrankungengeimpft werden?
Manche sollen in Gruppe zwei vorgezogen werden. In dieser Gruppe sollen nun auch Menschen geschützt werden mit Krebs ohne gestopptes Tumorwachstum, mit schwerer chronischer Lungenerkrankung, mit chronischer Leber- oder Nierenerkrankung, mit Diabetes mit hohen Blutzuckerwerten, mit Fettleibigkeit mit Body-Mass-Index über 40, mit bipolarer Störung, Schizophrenie und schwerer Depression. Bisher waren schon Menschen mit Demenz, geistiger Behinderung, Trisomie 21 sowie nach Organtransplantationen hier vorgesehen.

Reihenfolge und Zeitplan für Corona-Impfung

Wer soll noch in Gruppe zwei vorgezogen werden?
Bis zu zwei enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen zuhause oder Schwangeren. Schwangere selbst sollen wegen mangelnder Studiendaten nur in Ausnahmen geimpft werden. Strittig: Auch Ärzte sollen erst in Gruppe zwei drankommen. Sie umfasst auch Polizei- und Ordnungskräfte insbesondere für Demonstrationen, Beschäftigte von Gesundheitsdiensten und Kliniken, Bewohner von Obdachlosen- und Asylbewerberunterkünften und Betreuer geistig Behinderter. Auch für Gruppe zwei gilt der Astrazeneca-Vorrang für Unter-65-Jährige.

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Wer kommt dann?
Menschen über 60, Menschen mit weiteren Krankheiten wie etwa Asthma oder Herzinsuffizienz - sowie zum Beispiel Lehrer, Erzieher, Polizisten, Beschäftigte in Supermärkten. Erst danach sollen alle weiteren folgen - bis Ende des Sommers laut Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Kritik an Impfverordnung: Wichtige Gruppen müssen zu lange warten

Welche Fragen treiben Politik und Wissenschaft um?
Dem Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, zufolge vor allem eine mögliche Ansteckungsgefahr durch Menschen, die selber schon geimpft sind. "Können wir Daten finden, dass Geimpfte das Virus nicht weiter übertragen?" Und die Wirksamkeit bei hochansteckenden Virus-Varianten. Einer Laborstudie zufolge wirkt der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer aber auch gegen die in Großbritannien und Südafrika erstmals aufgetauchten Varianten von Sars-CoV-2. Dennoch bereiten der Regierung die ansteckenderen Corona-Varianten weiter Sorge.

Welche Kritik gibt es an der Impfverordnung?
Lehrkräfte und Praxisärzte wollen nicht so lange warten. So sagt der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen: "Diejenigen, die andere jeden Tag behandeln, medizinisch versorgen und schützen, müssen auch selbst geschützt sein."

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  • Heide Fröttmaninger am 14.02.2021 11:03 Uhr / Bewertung:

    "In Deutschland haben dem Robert Koch-Institut zufolge bislang rund 2,5 Millionen Menschen die Erstimpfung erhalten, was etwa drei Prozent der Bevölkerung entspricht." (AZ, 12.2.)

    Und in diesem Tempo geht es erstmal weiter.
    Aber immerhin bis Herbst soll laut Merkel jeder ein Impfangebot für Ende 2023 oder danach bekommen.
    Super, Deutschland!

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