#NetzFragtMerkel: So lief das YouTube-Interview

Ein Interview dieser Art hat es bisher nicht gegeben: Ein YouTuber mit sehr jugendlichem Publikum interviewte die Bundeskanzlerin. Die Fragen sollten direkt von seinen Zuschauern kommen. Ging das Experiment auf?
von  (jic/spot)
Kanzlerin Angela Merkel im Interview mit Florian Mundt alias LeFloid
Kanzlerin Angela Merkel im Interview mit Florian Mundt alias LeFloid © Youtube/LeFloid

Ein Interview dieser Art hat es bisher nicht gegeben: Ein YouTuber mit sehr jugendlichem Publikum interviewte die Bundeskanzlerin. Die Fragen sollten direkt von seinen Zuschauern kommen. Ging das Experiment auf?

Tagelang konnten Internet-User unter dem Hashtag #NetzFragtMerkel ihre Fragen an Bundeskanzlerin Angela Merkel in den sozialen Medien stellen. YouTube-Star LeFloid gab diese am Freitag an die Kanzlerin weiter und stellte das Ergebnis, ein rund 30-minütiges Video, am Montagabend ins Netz.

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Zu Beginn des rund 30-minütigen Videos stellte der die Frage, die sich wohl viele stellten: "Warum jetzt, und warum YouTube?" Merkels Antwort: "Jetzt passt einfach gut, weil wir unseren Dialog mit den Menschen in Deutschland begonnen haben, den 'Gut leben in Deutschland'." Auch junge Menschen wolle sie mit der neuen Kampagne erreichen. Die stetig wachsende Video-Plattform eignet sich dafür bestens.

#NetzFragtMerkel paraphrasiert

Im Folgenden zeigte sich, dass das Konzept, eigene Fragen an Bundeskanzlerin Angela Merkel heranzutragen, nicht aufging. LeFloid fasste mehrere Tweets zu den häufigsten Themen zu verallgemeinerten Fragen zusammen. Die waren zwar mitunter durchaus kritisch - ein detailliertes Nachhaken fehlte dem Interview vollkommen.

Dementsprechend wurden die meisten Themen nur grob angerissen. Zu der gleichgeschlechtlichen Ehe gab Merkel eine unter Politikern besonders beliebte Standardantwort: "Für mich bedeutet Ehe das Zusammenleben zwischen Mann und Frau." Und weiter: Dazu gebe es eben verschiedene Meinungen. Aber natürlich müsse jegliche Form der Diskriminierung abgebaut werden.

Auch in Sachen NSA-Affäre kramte Merkel eine altbewährte Phrase aus: "Ich habe nicht umsonst gesagt, Abhören unter Freunden geht nicht." Weitere Themen waren das TTIP-Abkommen, das bundesweit einheitliche Abitur und - ein unter Jugendlichen beliebtes Thema - die Legalisierung von Cannabis ("Da bin ich sehr restriktiv"). Interessant: Das Thema Griechenland wurde nicht erwähnt.

Das erste YouTube-Interview von vielen?

Ob das Konzept Schule macht, bleibt abzuwarten. Psychologie-Student Florian Mundt, so LeFloids bürgerlicher Name, tat sich als Politikjournalist schwer, und wie ernst ihn Merkel ("Das habe ich schon öfter gesagt, wahrscheinlich hören Sie mir nicht immer zu.") tatsächlich nahm, ist fraglich. Profitieren können eigentlich beide Seiten: LeFloid ist seit Tagen im Gespräch, und Merkel bekommt Zugang zu einem jungen Publikum, das sie sonst wohl nur selten erreicht. Großen Mehrwert für den Zuschauer - oder den Online-Fragesteller - hat ein Interview dieser Art jedoch eher nicht.

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