Neonazi-Trio: Bericht der Thüringer Kommission liegt vor
Erfurt - Eine von der Thüringer Landesregierung eingesetzte unabhängige Kommission erstattet heute in Erfurt Bericht zu möglichen Fehlern Thüringer Behörden nach dem Untertauchen des aus Jena stammenden Trios im Jahr 1998.
Das dreiköpfige Gremium unter Leitung des ehemaligen Bundesrichters Gerhard Schäfer hatte in den zurückliegenden fünf Monaten Dutzende Zeugen befragt und Akten vor allem Thüringer Behörden gesichtet. Erwartet wird, dass die Kommission Vorschläge zur künftigen Arbeit von Polizei und Verfassungsschutz macht sowie für eine bessere länderübergreifende Zusammenarbeit.
Die drei Neonazis Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe waren nach dem Auffliegen ihrer Bombenwerkstatt scheinbar spurlos verschwunden. Das Trio lebte nach seinem Untertauchen einige Zeit in Chemnitz und seit spätestens 2001 in Zwickau. Offen ist bisher, warum trotz zahlreicher Spuren und Hinweise aus Thüringen und Sachsen keine Festnahme gelang.
Das Neonazi-Trio soll neun Geschäftsleute türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin ermordet haben. Außerdem werden ihm zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle zur Last gelegt.
Die Kommission nahm vor allem die Arbeit von Thüringer Sicherheitsbehörden und Justiz unter die Lupe, nachdem die drei Neonazis Ende der 90er Jahre in den Verdacht geraten waren, mit Sprengstoff zu hantieren. Der jetzige Verfassungsschutzpräsident Thomas Sippel hat bereits von Fehlern bei der Zusammenarbeit von Nachrichtendienst und Landeskriminalamt gesprochen.
Nach Informationen des MDR Thüringen hätten der Kommission etliche Akten und Informationen vorgelegen, die gravierende Mängel in der Absprache zwischen dem Landeskriminalamt, dem Thüringer Verfassungsschutz und der Staatsanwaltschaft Gera aufzeigen. So seien in einer 1998 eigens gegründeten "Zentralstelle Extremismus" so gut wie keine wesentlichen Informationen über das Trio zwischen den Behörden ausgetauscht worden, berichtete der Sender am Montag.