"Nehmt's wie ein Campingwochenende" - Berlusconi verhöhnt Erdbebenopfer

Auch 42 Stunden nach dem schweren Erdbeben in Italien gelingt es den Helfern noch, Überlebende aus den Trümmern zu bergen. Unterdessen verspricht Ministerpräsident Berlusconi, die Menschen "nicht im Stich zu lassen" - mit dem ihm eigenen Humor.
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Trümmer und Zerstörung nach dem Erdbeben in den Abruzzen
dpa Trümmer und Zerstörung nach dem Erdbeben in den Abruzzen

ROM - Auch 42 Stunden nach dem schweren Erdbeben in Italien gelingt es den Helfern noch, Überlebende aus den Trümmern zu bergen. Unterdessen verspricht Ministerpräsident Berlusconi, die Menschen "nicht im Stich zu lassen" - mit dem ihm eigenen Humor.

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben in den Abruzzen ist die Zahl der Toten auf 250 gestiegen. Das teilte der italienische Zivilschutz am Mittwoch in der Provinzhauptstadt L'Aquila mit. Elf tot geborgene Menschen seien noch nicht identifiziert, hieß es. Die Helfer gehen davon aus, dass die Opferzahl weiter steigen wird. Unterdessen rückten 1500 Statiker und Techniker an, um tausende zerstörte Häuser zu inspizieren.

Durch das Beben der Stärke 6,2, das am frühen Montagmorgen die Region erschütterte, verloren rund 17.000 Menschen ihr Zuhause. Sie übernachten bei kalten Temperaturen in Zelten oder wurden in nahe liegenden Hotels untergebracht. Wenig Taktgefühl zeigte indes der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi bei seinem Besuch in der Region: Die Obdachlosen sollten es doch einfach «wie ein Campingwochenende» nehmen, sagte er dem deutschen Fernsehsender n-tv.

Denjenigen, die in Unterkünften an der Adria untergebracht wurden, empfahl er, sich nach dem Erdbeben eine «Auszeit» an der Küste auf Staatskosten zu nehmen, während der Staat eine Liste der beschädigten Häuser anlege. Berlusconi reiste am Mittwoch zum dritten Mal nach L'Aquila. «Ich werde jeden Tag hier sein, das ist meine Pflicht», sagte er. «Wir lassen euch nicht im Stich.»

Die Suche nach Überlebenden geht unvermindert weiter, obwohl starke Nachbeben die Rettungsarbeiten erschweren. Dennoch gelang es den Helfern am Dienstagabend, etwa 42 Stunden nach dem Beben, die 20-jährige Studentin Eleonora aus Rimini unter den Trümmern in L'Aquila zu bergen. Sie hatte trotz kalter Nächte nur mit einem Pyjama bekleidet in einem Hohlraum eines eingestürzten Hauses überlebt und verzweifelt um Hilfe gerufen.

«Gebt mir etwas Wasser», war das erste, was die junge Frau ihren Rettern sagte, und unter Tränen: «Wo sind Mama und Papa?» Die junge Frau wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht.

Dienstagabend ließ ein kräftiges Nachbeben der Stärke 5,3 in L'Aquila und mehreren Orten der Umgebung weitere Häuser einstürzen. Es war auch in Rom und im südlichen Kampanien zu spüren. Seit dem Erdstoß am Montag, dem folgenschwersten in Italien seit 1980, wurden Hunderte von Nachbeben gezählt. Immer wieder lösten diese Beben Panik in der Bevölkerung aus. (dpa/nz)

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