Nato-Bericht zeigt: Pakistan unterstützt Taliban
London/Kabul - Die Nato hat einem Bericht der britischen BBC zufolge Beweise für eine direkte Unterstützung der Taliban durch pakistanische Sicherheitskräfte. Die BBC habe Einsicht in das geheime Dokument bekommen, berichtete der Sender am Dienstagabend.
Ein Sprecher der Nato-geführten Schutztruppe Isaf bestätigte am Mittwoch in der afghanischen Hauptstadt Kabul die Existenz des Berichtes, warnte jedoch vor Fehlinterpretationen.
Die pakistanische Regierung wies in der Hauptstadt Islamabad den Bericht als realitätsfern zurück.
Nach Angaben der BBC basiert die Untersuchung mit dem Titel "State of Taleban" auf 27 000 Verhören von festgenommenen Kämpfern der radikal-islamischen Taliban und Angehörigen der Terrororganisation Al-Kaida. Der Bericht beleuchte die Perspektive der Gefangenen. Diese hätten gezeigt, wie eng die Bande zwischen dem pakistanischen Geheimdienst ISI und den Taliban wirklich seien. Zudem wisse Pakistan über den Aufenthaltsort führender Taliban-Funktionäre bescheid.
In dem Nato-Bericht, den ein Sprecher des Bündnisses gegenüber der BBC als "nicht für die Öffentlichkeit bestimmt" eingestuft hatte, wird auch dargelegt, wie stark afghanische Sicherheitskräfte mit den Aufständischen verflochten sind. Während der Einfluss von Al-Kaida schwinde, steige der der Taliban immer weiter. Besonders dort, wo sich die Isaf zurückziehe, heißt es. Zudem könnten Aufständische auf die Unterstützung weiter Teile der afghanischen Bevölkerung bauen.
Die britische Zeitung "The Times" berichtete am Mittwoch unter Berufung auf das selbe Dokument, die Taliban wendeten inzwischen westliche Marketingmethoden an, um die Herzen und Köpfe der Bevölkerung zurückzugewinnen. Sie versuchten erfolgreich, sich positiv von der unter Korruptionsverdacht stehenden Regierung Karsai abzuheben. So hätten die Taliban ein System von Service-Telefonnummern eingerichtet, unter denen die Menschen Fälle von Regierungskorruption melden könnten. Der Fokus der Taliban liege inzwischen auf zivilen Anstrengungen, weniger auf militärischen.
Das Dokument liefere einen Überblick über die Ansichten von Taliban-Kämpfern in Gefangenschaft, sagte Isaf-Sprecher Brian Badura in Kabul. Diese "Kommentare und Träumereien" dürften jedoch nicht dazu verwandt werden, falsche Rückschlüsse über den "Verlauf des militärischen Engagements" der Nato in Afghanistan zu ziehen.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Enthüllungen traf die pakistanische Außenministerin Hina Rabbani Khar am Mittwoch zu einem Besuch in Kabul ein. Im Mittelpunkt ihrer Gespräche mit Präsident Hamid Karsai und weiteren Regierungsvertretern sollten nach afghanischen Angaben neben der Sicherheitslage in der Region auch die angespannten Beziehungen zwischen den Nachbarländern stehen.
Im unruhigen Süden Afghanistans wurde unterdessen erneut ein Nato-Soldat erschossen. Wie die Isaf am Mittwoch mitteilte soll der Täter eine Uniform der afghanischen Armee getragen haben. Unklar war zunächst, ob es sich bei dem Schützen um einen Soldaten oder einen verkleideten Aufständischen handelte. Erst vor eineinhalb Wochen hatte ein afghanischer Soldat vier Franzosen getötet.