Namensdiskussion um Veggie-Wurst: Energie verschwendet!

AZ-Redakteurin Ruth Schormann findet, dass die Politik ihre Energie woanders investieren sollte, als in den Streit um neue Namen für vegetarischen Fleischersatz.
Der Landwirtschaftsminister will sich für die Verbraucher starkmachen – und spricht ihnen dabei doch ihr eigenes Urteilsvermögen ab. Was draufsteht, soll drin sein. In Zeiten von Zoodles, Matcha und Acai braucht es aber nicht neue Wortkreationen, die an der Kühltheke den Gebrauch eines Fremdwörterbuches notwendig machen. Es braucht nur Vertrauen in die Kompetenz der Käufer, selbst einmal einen Blick auf die Zutatenlisten auf der Rückseite von Veggie-Wurst und Tofu-Schnitzel zu werfen.
Nur mit Lesebrille in den Supermarkt
Dann merkt jeder schnell, ob er sich gerade Schwein oder Seitan in seinen Einkaufskorb legt – und dass es sich dabei unter Umständen auch keineswegs um rein pflanzliche Produkte handelt. Verbote und neue Namen sind nicht nötig, umfängliche Transparenz und Vertrauen in die Verbraucher schon. Die gehen spätestens seit diversen Lebensmittelskandalen (Analogkäse!) ohnehin nicht mehr ohne Lesebrille einkaufen.
Viel wichtiger wäre es, die politische Energie darauf zu verwenden, die Herkunft und Verarbeitungsschritte tatsächlich tierischer Lebensmittel eindeutig nachvollziehbar aufs Produkt zu bringen.