Nahles: Abwärts gewählt
DRESDEN - Die neue SPD-Generalin redet sich selbst in eine Klatsche hinein: Der Parteitag straft Andrea Nahles ab.
Euphoriewellen wogen nicht lang. Andrea Nahles ging darin fast unter. Als sich die 39-Jährige nach der Wahl von Sigmar Gabriel anschickte, Generalsekretärin zu werden, holte sie sich vom Parteitag 69,3 Prozent: eine selbstverschuldete Klatsche.
Nach Meinung zahlreicher Beobachter hat sie sich allein in ihrer kurzen Vorstellungsrede um gefühlte zehn Prozent der Stimmen gebracht. Da ging sie auf Guido Westerwelle los: „Schaut euch den auf der Regierungsbank an. Der tut’s nur für sich selbst.“ Politische Auseinandersetzung sieht anders aus.
Da sie die rhetorische Axt schon mal schwang, kamen die eigenen Genossen an die Reihe: Mehr junge Frauen müssten in die Parteispitze: „Es muss im Willy-Brandt-Haus mehr nach Jil Sander riechen. Nach Zigarre, Pfeife und Zigarillos hat es lange genug gerochen“. Zumindest ein Teil der Delegierten verstand: Ein kaum verhohlenes Nachtreten gegen den Zigarren-Liebhaber Schröder, den Pfeifen-Mann Struck und den Zigarillo-Raucher Müntefering. Mehr Rundumschlag geht kaum in fünf Minuten. Es kam nicht gut an.
„Ich bin eine Frau“, sagte Nahles auf die Frage, wie sie sich das schlechte Ergebnis erkläre: „Und ich habe eine Geschichte in der Partei“. Nahles gilt als außerordentlich gut vernetzt in der SPD, sie nutzt es zum Strippen ziehen, in Sympathien umsetzen kann sie es noch nicht. mm.