Nächster Castor nach Baden-Württemberg
Gorleben - Stattdessen solle der in jedem Jahr von massiven Protesten begleitete Konvoi in eines der Zwischenlager des AKW Neckarwestheim oder des AKW Philippsburg in Baden-Württemberg gehen. "Wenn CDU und FDP in Berlin es mit dem Atomausstieg wirklich ernst meinen, macht ein erneuter Transport quer durch Deutschland keinen Sinn", sagte Tobias Münchmeyer, Energieexperte der Umweltschutzorganisation, der Nachrichtenagentur dpa in Hannover. Die Strecke sei kürzer, wodurch der Polizeieinsatz auch günstiger würde.
In beiden AKW-Zwischenlagern gebe es infolge des Atomausstiegs ausreichend Stellplätze für die Zwischenlagerung, betonte Münchmeyer. Zudem sei durch die grün-rote Landesregierung in Stuttgart die Zeit vorbei, in der CDU und FDP den Atommüll nur nach Norden abschieben wollten. "Der Castor-Transport 2010 muss der letzte nach Gorleben gewesen sein", betonte Münchmeyer. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die von ihr angekündigte Ergebnisoffenheit der Endlagersuche wirklich ernst meine, dürfe sie Gorleben nicht weiter als Endlagerstandort zementieren.
Aus Sicht des Bundesumweltministeriums entbehrt dieser Vorstoß jeder sachlichen Grundlage. Das einzige nach Atomgesetz genehmigte Zwischenlager zur Aufnahme der letzten Castor-Behälter aus Frankreich sei Gorleben, sagte eine Sprecherin von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU). "An jedem anderen Standort in Deutschland müsste ein neues atomrechtliches Genehmigungsverfahren durchgeführt werden, das mehrere Jahre dauern würde."
"Die Frage stelle sich so derzeit gar nicht", betonte ein Sprecher von Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Deutschland sei zur Abnahme des Atommülls aus Frankreich verpflichtet. Da bislang allein das Zwischenlager Gorleben vom Bundesamt für Strahlenschutz die Genehmigung zur Lagerung dieses Atommülls aus der Wiederaufbereitung habe, komme man um einen Transport quer durch Deutschland gar nicht herum.
Die Genehmigung auf Neckarwestheim oder Philippsburg auszuweiten, sei zudem zeitlich bis zum Herbst nicht machbar. Im November 2010 hatte Untersteller - damals noch Energieexperte der Grünen-Opposition im Landtag - gefordert, die dezentrale Zwischenlagerung von Atommüll aus der Wiederaufarbeitung an den AKW-Standorten zu prüfen.
Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) hatte im vergangenen November noch im Landtag ein entsprechendes Verfahren vorgeschlagen. Inzwischen sieht er jedoch ebenfalls keine Chance mehr, Gorleben den Atommüll zu ersparen. "Es ist erfreulich, welche Unterstützung meine Vorschläge in Baden-Württemberg finden." Leider könne die "Initiative diesmal nicht umgesetzt werden. Aber ab 2014, beim Rücktransport der Behälter aus England, sollten wir den Vorschlag noch einmal in Angriff nehmen."
Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) hatte in dieser Woche angekündigt, dass im November der letzte Castor-Transport aus dem französischen La Hague ins Wendland gebracht werden soll. Insgesamt werden elf Castoren erwartet. Zwischen 2014 und 2017 ist nach Angaben des Umweltministeriums Niedersachsen zudem die Rückführung von 21 Behältern aus Sellafield (England) geplant. Insgesamt lagern in Gorleben derzeit 102 Transport- und Lagerbehälter.
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