Nach Seehofer-Attacke: Tosender Applaus für Söder

Bayerns Finanzminister Söder kann es selbst kaum fassen, als seine Partei ihm mit einem tosenden, nicht enden wollenden Applaus nach der Attacke von Seehofer den Rücken stärkt.
dapd |
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München - Trotz des Riesenärgers mit seinem Parteichef Horst Seehofer huschte ein Lächeln über das Gesicht des bayerischen Finanzministers Markus Söder (CSU), als er seine Haushaltsrede im Landtag beendet hatte. Grund war am Donnerstag ein donnernder Applaus der CSU-Abgeordneten, die Söder damit demonstrativ den Rücken stärken wollten. Fast etwas ungläubig nickte Söder immer wieder leicht mit dem Kopf, als der Beifall gar nicht zu enden schien.

Zuvor hatte der Finanzminister gezeigt, dass er nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit Wörtern jonglieren kann. Ohne den Namen Seehofers zu erwähnen oder dessen Attacken direkt anzusprechen, konterte Söder die Vorwürfe des Ministerpräsidenten.

Seehofer hatte sich am Montag bei einer Weihnachtsfeier mit Journalisten in München ungewöhnlich harsch über Unions-Politiker geäußert – und vorher angekündigt, das „alles frei“ zur Veröffentlichung sei. Zwar kam dabei auch der einstige CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg nicht gut weg, den der Parteichef mit einem Glühwürmchen verglich. Noch härter fiel aber das Urteil über Söder aus, dem Seehofer attestierte, von Ehrgeiz zerfressen zu sein.

Söder bestätigt „großen Ehrgeiz“

Söder bestätigte nun in seiner Rede: „Ich habe einen großen Ehrgeiz.“ Er fügte aber mit Blick auf die Finanzlage Bayerns hinzu: „Wissen Sie welchen? Dass es noch besser wird!“ Und zum Schluss verkündete der Finanzminister sein Motto für schlechte Zeiten: „Ruhe bewahren, Haltung zeigen, Pflichten erfüllen.“

Seehofer konnte diese Sätze nicht hören, weil er am Donnerstag wegen Terminen in Berlin weilte. Deshalb verpasste er auch den danach einsetzenden Jubel für Söder. Bereits zum Start der Sitzung hatte es eine seltene Solidaritätsbekundung gegeben: Ausgerechnet Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU), die als mögliche Konkurrentin bei der Seehofer-Nachfolge gilt, setzte sich neben Söder und griff ihm aufmunternd an den Arm.

Zurückhaltung gegenüber den Medien

Den Medien wollte der Finanzminister nichts über seine Gefühle nach der Rückendeckung durch die CSU-Abgeordneten sagen. Er sah aber geradezu bewegt aus. Ein Fernsehsender ergatterte immerhin auf die Frage, ob es ihm wegen der Seehofer-Angriffe schlecht gehe, den Satz: „Ich bin sehr gesund – und fühle mich wohl.“

Der frühere CSU-Vorsitzende Erwin Huber betonte auf dapd-Anfrage, es habe sich nicht nur um Beifall für den Doppelhaushalt gehandelt: „Das war auch ein Applaus für den Finanzminister.“ Wenn jemand attackiert werde, dann stehe die Fraktion zusammen.

Ex-Staatskanzleichef Eberhard Sinner (CSU) antwortete auf die Frage, ob der Beifall gegen Seehofer gerichtet gewesen sei: „Applaus ist immer nur für den, der am Pult steht – und nicht gegen jemanden. Aber er sollte deutlich machen, dass Söder die Unterstützung der Fraktion hat.“ Zu den Chancen für eine Beilegung des Streits sagte Sinner: „Ich denke, dass es unter erwachsenen Menschen möglich ist, sich zu einem Gespräch zu treffen und in Zukunft solche Szenarien zu vermeiden.“

Fraktionschef Schmid telefoniert mit Seehofer

CSU-Fraktionschef Georg Schmid verstärkte derweil seine Vermittlungsversuche. Er führte am Mittag ein längeres Telefonat mit Seehofer. Einzelheiten wollte Schmid anschließend auf dapd-Anfrage zwar nicht nennen. Er betonte aber: „Es war ein gutes Gespräch.“ Am Mittwoch hatte Schmid bereits Kontakt mit Söder aufgenommen.

Der CSU-Fraktionschef setzt auf Frieden noch vor Weihnachten: „Es geht darum, dass wir jetzt wieder zusammenfinden.“ Er bejahte zugleich die Frage, ob Seehofer noch das Vertrauen der Fraktion habe: Daran gebe es „gar keine Zweifel“. Und Schmid fügte hinzu: „Wenn es Wolken gibt, müssen wir alles dafür tun, dass sie schnell wieder verschwinden. Dann kann die Sonne wieder scheinen.“

 

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