Nach Papst-Rücktritt: Ein schwieriges Erbe
Die Mehrheit der Menschen kann mit dem Konzept des Papsttums nicht viel anfangen. „Unfehlbarkeit“, „Stellvertreter Gottes“, das erscheint nicht nur Atheisten weltfremd. Denen ist Benedikts Rücktritt ein Ausweis von Menschlichkeit.
Aber der Papst-Rücktritt ist auch ein Signal für die anderen: Für diejenigen unter den 1,2 Milliarden Katholiken, denen der Papst mehr als ein Vorbild ist. Was denkt sich die gläubige Katholikin, die sich von ihrem alkoholkranken Mann nicht scheiden lassen darf, obwohl er sie ständig verprügelt? Sie kann nicht zurücktreten.
Was denkt der Priester, der im bolivianischen Hochland einzige Anlaufstelle für Hungernde und Kranke ist? Hunderttausende Helfer und Ordensschwester in aller Welt, die jahrzehntelang Flüchtlinge betreuen oder Drogenkranke, sie werfen nicht hin – wahrscheinlich auch nach Benedikts Demission nicht.
Aber ihnen, den Leuten an der Basis, könnten Zweifel kommen. Zweifel an einem Kirchenadel, der das Konzept der Berufung und der Gottgegebenheit so hoch hält wie kaum jemand sonst. Die alten Bilder von Johannes Paul, der sich quält bis zum Schluss, sie entfalten jetzt wieder eine Macht.
Sein Nachfolger ist ausgestiegen. In einer Zeit, an dem die Zweifel wachsen, hat er Zweifel geschürt. Dem Mann, der Prinzipien und Dogmen und Lehrsätze so so wichtig waren – er hat an sich selbst gedacht. Er hinterlässt damit ein schwieriges Erbe.
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