Nach Extremismusfällen wird das KSK gründlich durchleuchtet

«Rechte Tendenzen», Extremismus und nun ein geheimes Waffenlager im Garten eines Kommandosoldaten. Die Verteidigungsministerin will der Lage im KSK auf den Grund gehen. Auch die Personalvertretung der Eliteeinheit geht auf Distanz zu Radikalen und ruft nach einem «KSK der Zukunft».
dpa |
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Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer stellt das KSK auf den Prüfstand.
Fabrizio Bensch/Reuters Pool/dpa/dpa Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer stellt das KSK auf den Prüfstand.

Berlin - Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stellt das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr nach einer Serie von Extremismusfällen auf den Prüfstand.

Die höchsten Offiziere der deutschen Streitkräfte, KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr sowie die neue Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), sollen als Teil einer von Kramp-Karrenbauer eingesetzten Arbeitsgruppe eine "Strukturanalyse" der Eliteeinheit vorlegen. "Die Arbeitsgruppe wird sich Zeit nehmen bis zur letzten Sitzung vor der Sommerpause und wird konkrete Strukturmaßnahmen erarbeiten, um in Zukunft schneller, schlagkräftiger und vor allem nachhaltiger in Sachen Extremismus im Kommando Spezialkräfte agieren zu können", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums dazu am Mittwoch in Berlin. Über die Ergebnisse soll dem Parlament berichtet werden.

Der KSK-Kommandeur und Brigadegeneral Kreitmayr hatte rechtsextreme Vorfälle, die seit 2017 für Schlagzeilen sorgen, scharf verurteilt und Konsequenzen angekündigt. "Ich meine nicht zu übertreiben mit der Feststellung, dass unser Verband derzeit die schwierigste Phase seiner Geschichte erlebt", schrieb er am 18. Mai an seine Soldaten.

Das Schreiben war eine unmittelbare Reaktion auf den Fund eines Waffenverstecks mit Munition und Plastiksprengstoff bei einem Kommandosoldaten in Sachsen. Kreitmayr schrieb von einem "schockierenden Höhepunkt". "Inmitten unserer Gemeinschaft befanden und befinden sich offensichtlich noch immer Individuen, die dem sogenannten rechten Spektrum zuzuordnen sind", so der KSK-Kommandeur. Extremisten würden entfernt, sollten aber auch aus eigenem Antrieb gehen.

Auch im KSK selbst soll es konkrete Maßnahmen geben, teils schon eingeführt, teils in Vorbereitung. Das Verteidigungsministerium nennt eine intensivere Aus- und Weiterbildung zum Thema Extremismus "direkt ab Einstellung" und "über die gesamte Dienstzeit beim KSK". Auch soll es verstärkte Einzelgespräche und "psychologische Screenings" geben.

Auch die Personalvertretung des Verbandes - die "Vertrauenspersonenversammlung KSK" - ging in einem an die Verteidigungsministerin gerichteten Schreiben auf Distanz zu Nachlässigkeiten im Umgang mit Extremismus. "Auch wenn in der Vergangenheit des KSK sicherlich gravierende Fehler gemacht wurden, auch wenn manches aus falsch verstandener Kameradschaft möglicherweise toleriert wurde, so möchten wir Ihnen gemeinsam als Sprecher der Beteiligungsgremien des Verbandes zurufen: Das ist nicht das KSK! Das sind nicht wir!", heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Das Kommando stehe zur Bundesrepublik Deutschland und seiner freiheitlich-demokratischen Grundordnung und trete jedem, der diese ablehne oder nicht mittrage "entschlossen entgegen". Die Personalvertretung schlägt dabei Töne an, die man ungewöhnlich nennen muss und die offenkundig auf einen besonderen Ernst der Lage hinweisen, während sie der eigenen militärischen Führung das Vertrauen ausspricht.

"Einerseits, um möglichen verfassungsfeindlichen Tendenzen entschieden und mit Nachdruck entgegenzutreten, aber auch, um ein neues KSK, ein KSK der Zukunft, gemeinsam aufzubauen", heißt es dazu. "Dabei sind wir ausdrücklich selbstkritisch und reflektieren unser Handeln in der Vergangenheit."

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